14. November 2024: Retraumatisierung

Letzte Woche sah ich mir den Fenster zum Sonntag-Talk (https://www.sonntag.ch/sendungen-a-z/alle-sendungen/salome-–-mein-weg-aus-der-selbstzerstoerung/) an. In dieser Sendung ging es unter anderem um Retraumatisierung und ich fragte mich, ob ich durch meinen schweren Covid-Verlauf auch retraumatisiert wurde. Meine Therapeutin bestätigte mir dies gestern Nachmittag.

Kurz gesagt, bedeutet eine Retraumatisierung, dass das "Überlebens-Ich" darin versagt, die Grenzen aufrechtzuerhalten, um das "Gesunde-Ich" davor zu schützen von den unverarbeiteten Trauma-Erfahrungen überwältigt zu werden.

In meinem Fall handelte es sich um ein komplettes Erleben der ursprünglichen Gefühle der Hilflosigkeit, Panik und anderen gekoppelten Gefühlen, die unterdrückt und ins Unbewusste abgespalten waren.

Nun kann ich langsam einordnen, warum ich psychisch so heftig auf die Covid-Erkrankung und was sie alles mit sich brachte, reagiert habe.

Einsam, verlassen, voller Angst um mein Leben, in Panik und wie erstarrt, lag ich drei Wochen im Spital! In diesem Zustand konnte ich meinen Glauben nicht mehr aufrechterhalten und es kam ja auch nichts "Frommes" mehr bei mir an! Dass ich dafür nichts kann und in dem Sinn unschuldig bin, entlastet mich heute sehr, denn ich fragte mich schon, ob ich zu wenig Glauben/Vertrauen in Gott hatte und fühlte mich schuldig!

Da meine tiefe Verletzung, die durch den Unfalltod von meiner Mutter vor mehr als 33 Jahren nicht "verarztet" wurde und bis heute nicht ganz verarbeitet ist, traf mein schwerer Covid-Verlauf auf die alte blutende Wunde, die dann eben so heftig mit all den ursprünglichen Gefühlen reagierte.

Die Covid-Massnahmen, wie kein Besuch (ausser mein Mann) im Spital, Abstand halten, keinen Körperkontakt waren für meine Genesung kontraproduktiv! In der Reha hätten mich pro Tag immerhin zwei Personen besuchen kommen können, wenn sie auch gekommen wären! Die Einsamkeit plagte mich in diesen zwei Monaten sehr. So fühlte ich mich wieder als 12jähriges Mädchen, das innerlich nach Hilfe schrie, aber niemand nahm ihre Bedürfnisse nach Liebe, Trost, Geborgenheit, ... wahr!

Das Ganze war eine nutzlose Wiederholung der Traumatisierung, der ich ohne Unterstützung machtlos ausgeliefert war!

Meine Covid-Odyssee, die vor drei Jahren anfing und wie beschrieben, eine Retrauamtisierung mit sich brachte, bewegte mich vor eineinhalb Jahren dazu, fachliche Hilfe in Form einer Traumatherapie in Anspruch zu nehmen, worüber ich heute sehr dankbar bin.


11. November 2024: Fussspuren im Sand

Mir muss niemand erklären, dass Psychotherapie bzw. Traumatherapie keine Hilfe sei! Und erst recht nicht, wenn der Glaube integriert werden darf. Ich bin sehr dankbar für die fachliche Hilfe meiner Therapeutin.

Neulich gab sie mir eine Hausaufgabe mit auf den Weg: Ich darf Gott anklagen, wo ich mich von ihm enttäuscht gefühlt habe. Gesagt, getan. Die Anklage endete in Gott, wo warst du? Der nächste Schritt war, Gott zu fragen, wo er den in all den Nöten und Schwierigkeiten war. Die Liste wurde lang und ich dachte, das schaffe ich nie! Nach sechs Antworten, die immer ein Ich habe dich getragen enthielt, stiess ich auf das Gedicht von Margaret Fishback Powers:

 

Fusspuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fussspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

 

Dieses Gedicht kenne ich schon lange, aber es hat mich noch nie so berührt wie jetzt.

Die Antwort im Gedicht auf meine Frage: "Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?" lautete von Gottes Seite her: "Meine liebe Barbara, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."

Gottes Antwort auf all meine Gott wo warst du? reicht mir bis heute und ich musste mit der Liste nicht mehr weitermachen.

Ja, Gott hat mich durch all meine Nöte und Schwierigkeiten getragen hat, auch wenn ich ihn nicht sehen, wahrnehmen und fühlen konnte. Ja, er hat mich gesehen und mich nicht vergessen! Daran will ich festhalten.

Danke himmlischer Papa, dass du mich getragen hast, als mein Mueti von heute auf morgen nicht mehr da war, als ich mich in meiner Trauer allein fühlte, als ich einfach funktionieren musste, als ich um mein Leben kämpfte, ... und danke, dass du mich durch all meine inneren Prozesse trägst. Allein würde ich dies nie schaffen! Amen.

Mich berührt es, wie Gott meine Fragen ernst nimmt und er auf seine Weise antwortet und dadurch gewinnt er Schritt für Schritt mein Vertrauen zurück :-)


16. Oktober 2024: Neuanfang

Die vergangenen drei Jahre waren für mich sehr herausfordernd, was mein Glaubensleben anging. Durch meine schwere Covid-Erkrankung, die in einem Krankheitstrauma endete, wurde mein Glaube arg durchgeschüttelt. So stand ich vor einem Chaos, das neu sortiert werden musste. Ich entschied mich, dass ich meinem himmlischen Papa noch eine Chance geben werde und dass ich meinen Glauben nicht an den Nagel hängen werde - ab und zu war ich aber kurz davor! Für mich hiess es, dass ich meinen Papa neu kennenlernen musste und mein Vertrauen in ihn wieder aufbauen musste - harte Arbeit! Durch verschiedenste Prozesse gelangte ich wieder an den Punkt, wo ich mich vertrauensvoll auf seinen Schoss setzen durfte, um mich von ihm lieben zu lassen.

Aus lauter Enttäuschung, dass Jesus in meinen schwersten Stunden nicht bei mir war, liess ich ihn bis vor einem halben Jahr nicht an mich heran! Auch da stecken wieder schmerzhafte Prozesse dahinter, bis er wieder zu meinem Freund wurde. Heute sind wir wieder Hand in Hand zusammen unterwegs.

Den Heiligen Geist hatte ich bis vor ein Tagen überhaupt nicht mehr auf dem Radar! Ich habe ihn unbewusst einfach vergessen und ignoriert! Am vergangenen Schulungswochenende (https://ganzheitlechxund.ch/schule-fuer-heilung-zuruestung/) war er als Thema dran. Am Freitagabend entschied ich mich, dass der Heilige Geist mir so begegnen darf, wie er will. Schlussendlich berührte er mich auf verschiedenste Art und Weise :-) Ein Erlebnis mit ihm hat mich besonders berührt: Während einer Anbetungszeit lag ich einfach auf dem Boden und wartete auf sein Wirken. Als ich so da lag, umhüllte mich der Heilige Geist mit seinem Trost und ich konnte getrost meinen Tränen freien lauf lassen. Keine Ahnung wie lange ich geweint und geschluchzt habe - spielt auch keine Rolle. Es tat einfach gut und war so befreiend, endlich einmal meinem inneren Schmerz freien Lauf zu lassen und ich fühlte mich danach ein paar Kilo leichter!

Nach diesem Wochenende hatte ich den Eindruck, dass mir der Heilige Geist einen Neuanfang voller Hoffnung, voller Freude und neuer Frische schenken wird und dass Wachstum, Fruchtbarkeit und Gesundheit daraus folgen werden. Diese Verheissung nehme ich in Anspruch und bin gespannt, was mein Papa, mein Freund Jesus und der Heilige Geist mit mir und meinem Leben noch alles vorhaben. Hier bin ich - macht ihr!

Mit diesem fragilen Geschenk des Neuanfanges gehe ich behutsam um, da die Angst, wieder enttäuscht zu werden, noch herumschleicht. Aber da bin ich mit meinen drei Freunden (Vater, Sohn und Heiliger Geist) und meiner Therapeutin dran...


22. Juli 2024: Unterwegs

Seit gut einem Jahr bin ich mit meiner Psychiaterin unterwegs und bereue die Entscheidung Hilfe in Anspruch zu nehmen auf keinster Weise, auch wenn die Therapiestunden jeweils sehr herausfordernd sind. Etliche heilsame Tränen, die ich erst gar nicht mehr versuche zu unterdrücken, durften fliessen, Taschentücher wurden gefüllt, mein Vertrauen zur Psychiaterin durfte wachsen und ich habe gelernt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen - auch wenn meine Worte überhaupt nicht fromm klingen!

Bei der letzten Therapiestunde sind wir wieder bei HeartSync (siehe Blogeintrag vom 18. September 2023) angelangt. Was mich an HeartSync begeistert, ist, dass Jesus einen Plan für die HeartSync-Sitzungen hat und keine Anforderungen an mich stellt - so entspannt. Verschiedene Spaltungen zwischen meinem Kopf und meinem Herzen sind nach wie vor da. Ich weiss, dass Gott ... ist, aber mein Herz sagt etwas anderes! Inzwischen habe ich gelernt, dass ich mein Wissen über Gott noch so meinem Herzen eintrichtern kann, aber es ändert sich in den Emotionen nichts, da sie nicht belehrbar sind! Sie brauchen eine neue Erfahrung mit Jesus, damit das Kopfwissen ins Herz rutscht. Und an diesen neuen Erfahrungen sind wir gemeinsam mit Jesus dran.

Manchmal fühlt sich dieses Echtwerden so an, als würde ich in den Anklagen und dem Misstrauen gegen Gott meinen Glauben verlieren. Aber es gibt keinen besseren Weg, um einen Glauben zu gewinnen, der nicht im Kopf sitzt, sondern auch in den Tiefen meines Herzens erfahrbar wird. Und dafür laufe ich.

Vor zwei Wochen begegneten uns in der Therapiestunde zwei Wächter (Schutzstrategien, Abwehrmechanismen, Blockaden, innere Grenzen,...) mit den Namen Anforderung/Anspruch und Enttäuschung. Dazu aber etwas später...

Schutzstrategien entstehen aus tiefster Not und Verzweiflung: "Da ist keiner, der mir hilft. Ich bin ganz allein!" Schutzstrategien können Rückzugsverhalten, Kontrolle und Überwachsamkeit, Anpassung, Aggression, verdrängen und verharmlosen, den Schmerz überdecken, Emotionen abwerten/abschalten/nicht zulassen, sein, was mir alles sehr bekannt vorkommt.

Gott hat mein Herz mit diesen Schutzstrategien geschaffen, damit ich mich vor unerträglichen Gefühlen schützen kann und mein Überleben gesichert ist - ihnen gebührt mein Dank! Aber diese Schutzstrategien, die in der Vergangenheit mein Leben gesichert haben, verhindern heute gerade das, was ich zur Heilung am nötigsten hätte: Nähe, Beziehung, tiefe Herz-zu-Herz-Bindungen an Menschen und an Gott. Meine Schutzstrategien kennen Gott nicht, weil sie der Überzeugung sind, dass man ganz allein in der Not ist. Wie sollen sie da heute Gott vertrauen? Solche Herzensanteile (Schutzstrategien/Wächter) brauchen reale Erfahrungen der Nähe und Liebe Gottes und keine Belehrungen!

Nun zurück zu den beiden Wächtern, die sich in der vergangenen Therapiestunde gezeigt haben: Der Wächter Namens Anforderung/Anspruch fühlt sich allein, ist ausgebrannt, ist müde, sehnt sich nach Ruhe, möchte verstanden werden, reagiert allergisch auf Sätze wie: du musst..., du solltest..., ist den (frommen) Anforderungen nicht gewachsen und kennt Jesus nicht! Jetzt kommt Jesus ins Spiel: Er akzeptiert, dass der Wächter nur neben ihm sitzen will, keine Umarmung will und dass er still sein muss! Dem Wächter genügt es im Moment, dass Jesus einfach ohne Worte da ist, einfach sein darf und die Sabbatruhe geniessen darf.

Der Wächter Namens Enttäuschung fühlt sich allein, will nicht enttäuscht werden, hat vor Warum-Fragen Angst, kennt Jesus nur vom Hören-Sagen und hat Angst vor Enttäuschungen! Jesus akzeptiert seine Distanz zu ihm und dass er die Antwort auf die Warum-Frage nicht hören will.

Ein paar Tage später nach den Wächter-Jesus-Begegnungen besuchte ich einen Jugendgottesdienst und sass die ganze Zeit ruhig an meinem Platz, was für mich schon einem Wunder glich, da ich den Lobpreis und die Predigt seit meiner Covid-Erkrankung kaum aushalte. Durch die Begegnung mit dem Wächter Anforderung/Anspruch und Jesus, wusste ich in meinem Herzen, dass ich einfach sein darf und nichts machen muss - Entspannung pur.

Ich habe keine Ahnung wie die Reise mit den Wächtern weitergeht, aber eines weiss ich: Wächter werden nie rausgeschmissen, auch nicht, wenn sie an einem Punkt blockiert sind! In Zukunft dürfen meine Wächter lernen, ihren Job mit Jesus zusammen zu machen und dürfen ihre eigenen Erfahrungen mit Jesus machen, damit sie glauben können, was in der Bibel geschrieben steht.

So bleibe ich weiterhin mit meiner Psychiaterin, mit Jesus und den Wächtern unterwegs.

Die Arbeit mit den Wächtern tönt jetzt vielleicht so einfach, aber da es in die Tiefe - in das Unterbewusstsein hineingeht, braucht es mich ganz und ganz viele Taschentücher!!! Bitte nicht unterschätzen.


26. Juni 2024: Innere Blockaden

Es ist vier Uhr in der Früh und ich liege wach im Bett! Innerlich bin ich unruhig - für mich ein Zeichen, dass die Unruhe Worte bekommen sollte, damit es in mir wieder ruhiger wird. So sitze ich im Wohnzimmer und widme mich meiner Schreibtherapie, während es draussen noch dunkel und ruhig ist. Ich liebe diese Stimmung.

Nach wie vor ziehe ich mich lieber in mein Schneckenhaus zurück, als mich in Menschenmengen zu verweilen und es stresst mich, wenn ich nicht genügend Zeit für mich allein habe oder wenn das Zugabteil voll von Leuten ist - ich will einfach meine Ruhe haben! Da wir Menschen für Beziehungen geschaffen sind, ist mein Einsiedler-Leben auf die Dauer nicht gesund! Und meine Therapeutin meinte vor eineinhalb Monaten, dass sie mich enttäuschen müsse, weil ich die Ewigkeit nicht allein, sondern in Gemeinschaft verbringen werde... So fragten wir Jesus, warum ich lieber allein bin, und er antwortete einmal mehr durch ein inneres Bild:

Ich sah mich mitten in einem Kreis von Menschen, hielt sie auf Abstand und lies sie nicht an mich heran. Doch Jesus trat aus dem Kreis und kam auf mich zu. Bei mir angekommen, nahm er mich in die Arme und ich durfte bei ihm so sein, wie ich bin. Bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen. Er zeigte mir, dass ich mich von den (frommen) Ansprüchen der Menschen erdrückt fühle und ihnen wegen den Ansprüchen aus dem Weg gehe.

In Zukunft werde ich dieses erdrückende Gefühl Jesus abgeben, denn ich muss diese erdrückende Last nicht selbst tragen. Dafür ist Jesus zuständig.

So ging ich gedanklich noch einmal in dieses Bild zurück und genoss die Zweisamkeit mit Jesus. Doch da war noch etwas, das mich nach wie vor auf Abstand zu den Menschen hielt. Jesus zeigte mir dieses Mal, dass ich all die (belastenden) Geschichten, die mir Menschen erzählen, jeweils auf mich nehme und sie dann mit mir rumschleppe, was nicht meine Aufgabe ist! Und somit den Menschen aus dem Weg gehe. Da ich kein Last-Esel bin, muss ich die Lasten der Menschen nicht mit mir herumschleppen – das ist die Aufgabe von Jesus!

Bei einem nächsten (belastenden) Gespräch mit jemanden werde ich mir vorstellen, wie Jesus, wie ein Rucksack an mir hängt und gleich all die (belastenden) Geschichten auf sich nimmt, damit ich die nicht tragen muss. Und so darf ich unbelastet den Menschen begegnen, ihnen zuhören und ihre Worte wahrnehmen, ohne die Last auf mich zu nehmen und es funktioniert!

Das Thema, dass ich mich von den (frommen) Ansprüchen erdrückt fühle, nahm ich einen Monat später in einer anderen Form wieder in die Therapiestunde mit:

Die Therapiestunde vom 14. Juni war sehr intensiv und meine Tränen füllten acht Kleenex-Taschentücher! Folgende Ausgangslage stand zur Debatte: Seit meiner Covid-Erkrankung halte ich Predigten, ob vor Ort oder über YouTube kaum aus, da ich auf all die Ansprüche wie: Du musst nur…, du solltest… man muss nur… man sollte… allergisch reagiere, es nicht hören kann und innerlich zu stark darauf reagiere!

In dem Punkt kamen wir zum Schluss, dass ich über die frommen Leute sehr enttäuscht bin – noch mehr als über Gott selbst! Ist auch ein Grund, warum ich Gottes Bodenpersonal aus dem Weg gehe und lieber für mich allein bin.

In meinem Unterbewusstsein sitzt ein Zweifel, ob Gott wirklich gut ist und ob er wirklich gut zu mir schaut. Das schlechte Gewissen, dass ich es nicht schaffe Predigten anzuhören und meinen Glauben in die Tat umzusetzen – nicht weil ich muss, sondern weil ich es aus Liebe tun werde, sitzt auch dort. Mein Vertrauen in Gott ist auch etwas angeknackst, weil meine Erfahrungen lauter sprechen als seine Verheissungen. Nun muss Gott mir beweisen, dass er vertrauenswürdig ist! Keine Ahnung wie er das bewerkstelligen wird!

Ganz im Inneren gebe ich mir selbst die Schuld, dass ich so schwer an Covid erkrankt bin! Hätte ich doch das Ganze ernst genommen und nicht ins lächerliche gezogen! Hätte ich mich doch impfen lassen! Diese Selbstanklagen sind da, aber keine Ahnung, ob es besser rausgekommen wäre, wenn ich die ganze Sache ernster genommen hätte und mich hätte impfen lassen. Ich weiss es nicht.

Das nächste Mal werde ich mit meiner Therapeutin zusammen mit einer Therapieform ins Unterbewusstsein gehen, damit da Heilung reinkommen darf und die Blockaden gelöst werden dürfen. Ich kann es nicht machen, das muss Gott machen.

Diese Blockaden hindern mich meinen Glauben zu leben, vertrauensvoll für andere zu beten, mich mit anderen über ihre Erlebnisse mit Gott zu freuen, Predigten anzuhören und ein mulmiges Gefühl macht sich bei Gesprächen über Gott und die Welt in mir bereit.


6. Mai 2024: Mauern meines Herzens

Da mir das Plumbline-Seminar sehr ans Herz gewachsen ist, war mein Wunsch dieses Werkzeug der inneren Heilung ins Saanenland zu bringen. So startete ich im September 2023 mit sechs Frauen an meinem Esstisch das Abenteuer «Mauern meines Herzens». Inzwischen liegen sechzehn Abende und der Gebetstag hinter uns.

Am ersten Abend ging es um unsere Lebensschatztruhe, die jeder für sich mit bunten und dunklen Farben verzierte, die für das Schöne und für das Schwere in unseren Lebensgeschichten stehen. Nach der Malstunde stellten wir uns gegenseitig unsere Schatztruhen vor und übergaben Gott unsere Herzensschlüssel, damit er in unseren Herzen so «werkeln» kann, wie er will.

Der zweite Abend stand unter dem Motto: Wie sieht deine Lebensgeschichte aus? Nacheinander erzählten wir uns, wie wir zum Glauben kamen oder wie wir damit aufgewachsen sind, wie er sich entwickelt hat und wo wir heute stehen. War sehr spannend und interessant.

Beim dritten Abend befassten wir uns damit, wie wir auf drohende Gefahr reagieren: Verziehen wir uns lieber in unser Schneckenhaus zurück oder schiessen wir mit giftigen Pfeilen zurück? Die Antworten fielen vielseitig aus.

Mauern, die wir zu unserem eigenen Schutz bauen, die aber mit der Zeit zu inneren Gefängnissen werden können, prägten unseren vierten Abend.

Am fünften Abend besuchte uns eine Ratte mit ihrem Rattenschwanz an unliebsamen Folgen eines Liebesdefizits, die ich anhand meiner Geschichte erzählte. Dabei erlebten wir ein paar Aha-Erlebnisse.

Die Mauer der Ablehnung beschäftigte uns am sechsten Abend, die wir am Schluss des Abends in folgenden Worten zusammenfassten: «Es ist schon verrückt, was Ablehnung in den Gefühlen, im Verstand und im menschlichen Geist anrichten kann!»

Mit der Ablehnung ging es am siebten Abend gleich weiter: Wenn wir die Ablehnung ablehnen, befinden wir uns gleich in der Mauer der Rebellion! Viele sahen sich zuerst nur in der Mauer der Ablehnung, aber je länger wir über die Mauer der Rebellion sprachen, desto mehr fanden wir uns auch in dieser Mauer wieder.

Ein Sommerhut, ein Schutzschild, ein erhobener Zeigefinger und ein Pfeilbogen, die die vier Persönlichkeitstypen symbolisieren, die alle innerlich nach Liebe schreien, begleiteten uns an diesem achten Abend.

Der neunte Abend hatte es in sich: Ablehnung -> Schmerz -> Vergnügen -> Ablehnung -> Schmerz -> Vergnügen -> … ein Kreislauf, der nie aufhören will, bis wir uns entscheiden, uns dem Schmerz zu stellen.

Eingestürzte Mauern beschäftigten uns am zehnten Abend. Wir fragten uns, ob unsere Mauern der Ablehnung und der Rebellion schon eingestürzt sind, damit wir uns an den Aufbau der Mauer der Erlösung machen können. Die Antworten bleiben uns vorenthalten!

Die Frage, ob wir Gott schon als liebender Vater kennengelernt haben, stand am elften Abend im Raum. Wenn nicht, lädt uns Jesus ein, Gott als liebender Vater kennenzulernen.

Busse und Vergebung zierte unseren zwölften Abend. Am Schluss des Abends waren wir uns einig, dass wahre Busse der grosse Schlüssel zur Veränderung ist.

Am dreizehnten Abend stand die Vergebung, die uns von innerer Gebundenheit frei macht im Zentrum.

Wir müssen den Feind in unserem Leben erkennen und wenn wir ihn entlarvt haben, müssen wir ihm absagen, indem wir ihn aus unserem Leben schmeissen – dies war das Thema des vierzehnten Abends.

Um Wunden und Wunder drehte sich der fünfzehnte Abend: Eine Narbe entsteht durch eine geheilte Wunde, die an ein Wunder Gottes erinnert.

Der letzte und sechzehnte Abend stand ganz im Zeichen unserer Herzen. Indem wir gut zu unserem Herzen schauen, erleben wir eine reich gesegnete Beziehung mit Jesus.

In diesen 32 Stunden, die wir gemeinsam verbrachten, wurde viel erzählt, zugehört, Anteil genommen, Trost gespendet, gelacht und geweint, die Kleenex-Box geplündert, Schokoladenherzen genascht und füreinander gebetet. Kurz gesagt: Wir haben einfach miteinander Leben geteilt.

Am Gebetstag durften wir in die einzelnen Lebensgeschichten eintauchen, die vielseitig und kompliziert, aber auch hoffnungsvoll sind. Jede Geschichte ist anders, aber eines haben sie gemeinsam: Durch Ablehnung entstand ein Schmerz, mit dem jeder für sich auf eine (un)gesunde Art und Weise zurechtkommen muss(te)!

Indem der Schmerz benannt wurde, Vergebung ausgesprochen wurde und die Person(en) losgelassen wurde(n), darf nun ein Stück Freiheit in die Herzen einziehen und mit der Liebe des Vaters erfüllt werden.

Es war ein eindrücklicher, emotionaler, sehr wertvoller Gebetstag, wo wir unsere Herzen offen miteinander teilen konnten, und so durften Heilungsprozesse in Gang kommen. Ich wünsche mir noch mehr von dem.


30. April 2024: bcb-Grundkurs zum Zweiten

Nun ist der bcb-Grundkurs Lebenskompetenz schon Geschichte und ich bin stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe! Jeweils nach dem Mittag fielen mir immer wieder meine Augen zu und ich vermisste meinen Mittagsschlaf. Wenn dann noch gleich eine Gruppenübung anstand, war meine Motivation an einem kleinen Ort, weil ich mich vor lauter Müdigkeit kaum auf die Aufgabe konzentrieren konnte. Einen Tag von 9.00 - 12.30 Uhr und von 13.30 - 17.00 Uhr zu sitzen, zuzuhören und ab und zu eine Gruppenübung zu machen, überstieg eigentlich meine physische und psychische Kapazität! Wie interessant, lehrreich und hilfreich es für mein Leben und im unterwegs sein mit Menschen auch war, bin ich nun froh, dass der Kurs zu Ende ist.

 

GK 4: Wer bin ich?

An diesem Tag ging es hauptsächlich um das Persönlichkeitsprofil nach NEO-PI-R (https://persoenlichkeit20.de/neo-pi-r/), welches ich im Vorfeld ausfüllen musste und danach extern ausgewertet wurde. Es war ein spannender Tag, wo ich mich noch etwas besser kennenlernen durfte.

🤍 Ich bin ein Teil von Gottes Geschichte mit meinen Stärken und Schwächen.

🤍 Ich muss auf eine gute Balance in meinem Tagesablauf an Bewegung (Stressabbau), Begegnungen und Ernährung achten.

🤍 Da meine häufig vorkommenden Emotionen Energie brauchen, brauche ich genügend Ruhe/Erholung, die ich mir gönnen darf.

🤍 Ich brauche (viel) Zeit für mich, aber auch Menschen um mich herum, mit denen ich mein Herz teilen kann.

🤍 Ich bin offen für innere Bilder, die schnell in die Emotionen gehen, was mir hilft, negative Erlebnisse mit Gott in Verbindung zu bringen.

🤍 Die Not von anderen ist noch kein Auftrag und ich muss ihre Lasten nicht tragen!

🤍 In neuen Aufgaben brauche ich Zeit und Rückendeckung.

 

GK 5: Meine Geschichte und ich

Meine Geschichte mit den Fragen, wer hat Spuren in meinem Leben hinterlassen und wie sehen meine zehn wichtigsten Ereignisse in meinem Leben aus, begleiteten mich u. a. durch den emotional geladenen Tag.

Wer hat Spuren in meinem Leben hinterlassen?

🤍 Ursprungsfamilien: "Dunkle Wolken" wie Ehebruch, Alkoholabhängigkeit, Nikotinsucht, frühe Verluste und Trauer.

🤍 Mutter/Vater: Einsamkeit, Verlassenheit, Angst, Schmerz

🤍 Grasskifamilie: Halt, Sicherheit, Anerkennung

🤍 Mein Mann: Annahme, Wertschätzung, Abenteuerlust, Geborgenheit, Sicherheit, Liebe

🤍 Geistlicher Vater: Vater-Tochter-Beziehung

🤍 Gemeinde: Family, Liebe, ich bin willkommen

🤍 Psychiaterin: Ganzheitliche Hilfe für meine Geschichte

🤍 Papa-Gott: Liebe, Annahme, Geborgenheit, Trost,...

10 wichtige Ereignisse in meinem Leben (Momentaufnahme)

🤍 Juni 1991: Aus heiterem Himmel erfahre ich, dass meine Mutter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Mein Leben wird nie mehr so sein, wie es war!

🤍 November 1996: An einer Evangelisation entscheide ich mich für ein Leben mit Gott, obwohl ich keine Ahnung habe, was dies für mein Leben bedeuten wird!

🤍 Herbst/Winter 1998/1999: An der Jüngerschaftsschule wird mein Glaubensfundament gelegt und ich beginne das erste Mal ganz sachte über den Verlust von meiner Mutter zu reden an.

🤍 Mai 2001: In der Kirche heiraten wir vor unseren Freunden und vor Gott. Das Fest geniessen wir in vollen Zügen.

🤍 Juli 2002: Naemi wird uns geschenkt. Februar 2005: Talitha wird uns geschenkt. April 2006: Unser "Schmetterling" fliegt in den Himmel (Fehlgeburt). Mai 2007: Tirza wird uns geschenkt. Unsere drei Mädchen bereichern mein Leben und ich darf Familie erleben.

🤍 September 2012: Ich entscheide mich an der Schule für Heilung, mich meiner traumatischen Kindheit zu stellen und es wird wohl ein lebenslanger Prozess werden...

🤍 April 2016: Die Diagnose Morbus Basedow bringt mein Leben fast zum Erliegen. Nun darf ich lernen mit meinen Ressourcen zu haushalten.

🤍 November 2021: Der schwere Covid-Verlauf bringt mein Glaubensleben arg durcheinander. Jetzt heisst es, alles wieder neu zu ordnen!

🤍 März 2024: Unsere Katze stirbt mit fast 20 Jahren und hinterlässt eine Lücke. Die Trauer und den Trost erleben wir als Familie gemeinsam - für mich eine neue positive Erfahrung.

 

GK 6: Herausfordernde Gefühlswelt

Am letzten Kurstag tauchten wir in die Welt der Gefühle ein und gingen ein paar Fragen nach: Wie entstehen Gefühle? Warum machen Gefühle Sinn? Was hat meine Gefühlswelt mit Gott zu tun? Kurz gesagt: Gefühle sind ein Zeichen dafür, dass wir lebendig sind!

Gefühle in meinem Leben

Angst, Bitterkeit, Einsamkeit, Enttäuschung, Erschöpfung, Groll, Hilflosigkeit, Isolation, Lust, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Panik, Reizbarkeit, Scham, Schuld, Sorge, Stress, Trauer, Überforderung, Unsicherheit, Verletztheit und Wut kenne ich nur zu gut in meinem Leben...

Nun wünsche ich mir für mein Leben mehr von Begeisterung, Dankbarkeit, Ergriffenheit, Freude, Freundlichkeit, Frieden, Gelassenheit, Hoffnung, Leidenschaft, Liebe, Motivation, Selbstvertrauen, Staunen, Übermut, Verspieltheit, Vertrauen, Zufriedenheit, Zuneigung und Zuversicht.

Wie das Leben so mitspielt, wurde aus der kleinen, fröhlichen und lebenslustigen Barbara eine verwelkte Blume, die sich einfach nach Liebe sehnte! Langsam darf die grosse, etwas depressive Barbara wieder Lebensmut fassen und die verwelkte Blume ist sich langsam am Erholen, sich am Entfalten und zu der Blume am Heranwachsen, die sich Gott ausgedacht hat!

Glück bedeutet für mich

Ich fühle mich glücklich, wenn ich in tiefer Gemeinschaft mit Gott, aber auch mit Menschen in der Natur unterwegs sein kann und dabei mein Herz mit ihnen teilen kann.

Glück ist für mich, wenn ich mit meinem Leben zufrieden bin und mit meiner Lebensgeschichte versöhnt sein darf.

Ich fühle mich lebendig, wenn ich mein Herz teilen kann (Herz zu Herz Beziehung) und wenn ich in meiner Berufung laufen kann: Himmelsgeschichten schreiben, aus meinem Leben mit Gott erzählen und mit einer Kleingruppe unterwegs sein.


24. April 2024: Einsamkeit & Gemeinschaft

📖«Vor 33 Jahren erfuhr die kleine 12-jährige Barbara aus heiterem Himmel, dass ihre Mutter tödlich verunglückt war! Von einer Minute auf die andere war die Mutter-Tochter-Beziehung unwiderruflich zerstört und die Einsamkeit zog in ihr junges Leben ein.

Da weder der Vater, die Schwester oder sonst jemand aus der Verwandtschaft über den Tod sprach, zog sich das trauernde Herz in die Einsamkeit zurück. Da waren kein Trost, keine Nähe, keine Geborgenheit, keine Sicherheit und kein Anteilnehmen des Schmerzes. Ihr einziger Zufluchtsort war in ihrem Zimmer, in ihrem Bett bei ihrem Plüschtier!»📖

Jahre vergingen und aus der kleinen Barbara wurde eine erwachsene Frau, die einmal mehr und einmal weniger mit der Einsamkeit in ihrem Leben kämpft!

Vor etwas mehr als zwei Jahren begegnete mir die Einsamkeit erneut mit einer Wucht, die mir aus meinen jungen Jahren sehr bekannt vorkam:

Ich liege isoliert auf der Covid-Station und kämpfe um mein Leben. Mein Mann darf mich nur mit Schutzkleidung besuchen und die Kinder hätten mich nur besuchen dürfen, um mich beim Sterben zu begleiten! In den drei Wochen auf der Covid-Station habe ich mich sooo einsam gefühlt, obwohl ich nie allein war. Da waren immer Mitpatienten, Pflegerinnen, Therapeutinnen, Ärzte und Putzfrauen um mich herum, aber mir fehlten meine Liebsten, mein Zuhause, meine Arbeit und mein Leben. Das war die eine Seite der Einsamkeit.

Die andere Seite der Einsamkeit war, dass meine Bedürfnisse nach Trost, nach Nähe, nach Berührungen, nach Geborgenheit und nach Gemeinschaft im Spital, sowie in dem anschliessendem einmonatigen Reha-Aufenthalt, nicht gestillt wurden.

Ich habe mir immer wieder gewünscht, dass jemand mit Fleisch und Blut an meinem Bett sitzen würde, der einfach da ist – auch ohne Worte, der mir einfühlsam zuhört, Nähe zeigt, meine Tränen aushält, mitweint und mich in die Arme nimmt. Das hätte meiner Einsamkeit und meiner Genesung geholfen. Leider liessen die Corona-Schutzmassnahmen Nähe und Berührungen nicht zu und die gesehnte Gemeinschaft, wo ich mein Herz hätte ausschütten können, hat sich nicht ergeben.

So blieb mir nichts anderes übrig, als still und leise bei meinem Plüschtier die Tränen der Einsamkeit laufen zu lassen, wie damals als mein Mueti starb. So begnügte ich mich mit WhatsApp-Nachrichten und telefonieren – die ich sehr geschätzt habe, was aber die physische Gemeinschaft nicht ersetzte. Zu Gott hatte ich in dieser Zeit keinen Zugang und fand bei ihm keinen Trost.

Inzwischen habe ich den Zugang zu Gott wieder gefunden und konnte mein Herz über meine persönliche Covid-Krise bei Gott und Menschen ausschütten – was sehr heilsam war.

Da ich mich nicht nur von Menschen verlassen fühlte, sondern auch von Gott, ging ich in den letzten zwei Jahren der Frage nach: «Wo warst du Gott, als ich mich einsam fühlte?» Und er schenkte mir eine Antwort, auf die ich nie gekommen wäre!

📖«Liebe Barbara, ich war von Anfang an bei dir. Jede Träne kenne ich, jedes ausgesprochene und unausgesprochene Wort

habe ich gehört. Ich war mitten in deinem Schmerz und ich habe dich stets begleitet – egal wo du warst. Ich war in Form deines Plüschtiers immer an deiner Seite! Dein Papa-Gott.»📖

Darf ich vorstellen: Mein über alles geliebter Seehund, der mich von meinem ersten Weihnachten an, also seit 44 Jahren treu begleitet. Er hat schon viele Tränen gesehen und aufgesogen, vieles gehört, die Welt bereist und ist schon etliche Male «zerdrückt» worden!

Heute hilft es mir, wenn ich mich wieder einmal einsam fühle und ich mich im Bett bei meinem Seehund verkrieche, dass ich mir dann vorstelle, dass Gott als Vater in Form meines Seehundes da ist und mich tröstet! Aber ich brauche auch Menschen um mich herum, denen ich vertrauen kann und die meine Bedürfnisse wahrnehmen.

Und aus dieser Sicherheit heraus, dass Gott meine Einsamkeit kennt und mittendrin ist, konnte ich dem Schmerz über die ungestillten Bedürfnisse während meiner Covid-Krise in Form einer Anklageschrift eine Stimme geben.

📖«Die erwachsene Barbara klagte in verschiedenen Punkten pauschal Menschen bei Gott an, die ihre Bedürfnisse während ihrem zweimonatigem Spital- und Reha-Aufenthalt nicht gesehen, wahrgenommen und erkannt haben, obwohl sie mehrmals ihr Bedürfnis nach Gemeinschaft geäussert hatte! Nach dem sie die Anklageschrift verfasst hatte, brachte sie sie mit jemandem zusammen zu Jesus und gab sie ihm ab. In dem sie den Weg ans Kreuz nicht allein unter die Füsse nahm, durchbrach sie die Lüge, dass sie alles selbst machen muss!»📖

Nachdem ich Jesus die Anklageschrift abgegeben habe, schenkte er mir ein inneres Bild: Ich stand in einem Heissluftballon und warf meine Last in Form eines Sandsacks Richtung Kreuz ab, damit ich weiter in die Höhe Richtung Freiheit fliegen kann. Für meine weitere Reise gab mir Jesus noch folgende fünf Worte mit auf den Weg: "ICH BIN STOLZ AUF DICH!".

Da ich mich nicht nur von Menschen verlassen fühlte, sondern auch von Jesus, den ich seit meiner Covid-Erkrankung, die Ende Oktober 2021 ihren Lauf nahm, nicht mehr an mich heran lies, weil er gefühlt schlicht und einfach nicht da war, als ich ihn am nötigsten gebraucht hätte!

Auch wenn es für mich surreal war, klagte ich Jesus auch in Form einer Anklageschrift an, damit die angestaute Wut und Enttäuschung über ihn ihren Weg nach aussen finden konnten.

📖«Die erwachsene Barbara haute beim Schreiben der Anklageschrift gegen Jesus immer etwas heftiger auf die Tastatur und so machte sich ihre Wut und ihre Enttäuschung über das Fernbleiben von Jesus sichtbar. Die beiden grossen Fragen: Wo war Jesus in ihren schwersten Stunden und warum musste gerade sie durch diesen Covid-Sturm gehen, fassen ihre Anklageschrift gut zusammen. So gingen sie wieder zu zweit zu Jesus, um eine Antwort zu hören, die ganz anders ausfiel, als erwartet!»📖

Auch dieses Mal schenkte mir Jesus ein inneres Bild, nachdem ich ihm die Anklageschrift abgegeben habe: Er erinnerte mich an das oben hinzugefügte Bild, das er mir vor acht Jahren während einem Aufenthalt im Spital geschenkt hat: Hand in Hand darf ich mit ihm auf meinem Lebensweg, egal wie er aussieht, unterwegs sein. Plötzlich sah ich uns beide im Bild lachend, scherzend und plaudernd Hand in Hand nebeneinander. Diese Szene war für mich so tröstend, dass die beiden grossen Fragen: Wo war Jesus und warum ich, an Bedeutung verloren. Ich hätte noch stundenlang in dieser Szene verweilen können!

📖«Mit neuen Erfahrungen im Gepäck zieht Barbara auf dem Schoss des Vaters und Hand in Hand mit Jesus auf ihrer Lebensreise weiter. Ihre Verlassenheit durfte durch die Hilfe von Gott und Menschen in Lob und Vertrauen umgewandelt werden. In ihrer tiefsten Not und inmitten des Leidens durfte sie durch Klagen Gottes Trost erleben und Ruhe finden.»📖

Heute gehe ich den erwähnten Menschen nicht mehr aus dem Weg und Jesus durfte wieder mein Freund werden.

Anklagen und vergeben macht frei! Amen.


13. März 2024: bcb-Grundkurs zum Ersten

An meinem 45. Geburtstag startete ich den Grundkurs Lebenskompetenz (https://www.bcb-schweiz.ch/angebot/lebenskompetenz/) in Thun und inzwischen bin ich schon in der Halbzeit angelangt, das heisst: drei Kurstage liegen schon hinter mir und drei Kurstage liegen noch vor mir.

 

GK 1: Was ist Seelsorge? Unser Lebenslauf (Entwicklungsphasen)

Der Start hat mich etwas überrumpelt, da ich fast direkt von der Plumbline-Woche in Châtel VD nach Thun fuhr - war keine gute Idee, aber es war jetzt so. Da die emotionale Woche in meinen Gedanken noch stark präsent war, war die Konzentration zu den beiden neuen Themen an einem kleinen Ort! So gut es ging schrieb ich im Skript mit, machte bei den Gruppenübungen mit und war froh, dass ich zu Hause im Kursheft das Meiste nachlesen konnte.

Ich werde hier nicht den ganzen Kursinhalt breitschlagen, aber ein paar Punkte, die mir persönlich wichtig geworden sind:

🤍Das Ziel der Seelsorge ist, dass man dem Ratsuchenden Raum schafft, damit er leben kann.

🤍Qualifiziert die Klappe halten, wenn der Ratsuchende erzählt und erst danach Fragen stellen.

🤍Den Ratsuchenden ganzheitlich (körperlich, psychisch, sozial, biografisch, geistlich) wahrnehmen.                  

🤍Seelsorge ist Glaubenshilfe und Lebenshilfe.

🤍Seelsorge: Hilf mir, meine Not auszuhalten!

🤍Beratung: Hilf mir, meine Möglichkeiten zu nutzen!

🤍Psychotherapie/Psychiatrie: Mach du mich gesund! 

Ziemlich gerädert mit all dem Gehörten und Erlebten fuhr ich wieder nach Hause.

 

GK 2: Glaubenshilfen

Gleich eine Woche darauf fand der nächste Kurstag statt. Dieses Mal sass ich mit einem Kopf voll "Schnuder" auf dem Stuhl und nahm alles wie durch Watte wahr! Somit verlief auch der zweite Kurstag suboptimal ab. Dennoch hat mich einiges persönlich angesprochen:

🤍Jesaja 43:1 ist ein Anker in leidvollen Zeiten.

🤍Wir sollten beachten, dass die Ausprägung unseres geistlichen Lebens nicht getrennt von den Gegebenheiten des Lebenslaufes     betrachtet werden kann. Die Lebensphase, in der wir jeweils stehen, prägt mit ihren Aufgaben die Gestaltung unseres geistlichen Lebens mit.

🤍Bedenke, dass Gott dich erwählt hat, erinnere dich an Gottes Fürsorge und male dir seine Gnade vor Augen.

🤍Trösten ist Anteilnehmen.

🤍Hoffnung wecken bedeutet nicht, die Zukunft rosa zu malen oder für unrealistische Vorstellungen einzustehen.

🤍Ich bin ein Mensch und lebe hier auf der Erde mit einem himmlischen Panorama.

🤍Trösten heisst: Jemanden mitten in der Not an den Himmel binden; ihn in seiner Verbindung mit Jesus Christus zu vergewissern.

🤍Ermahnen heisst: Werben für den guten Weg!

Dankbar, dass ich diesen Tag überstanden habe, fuhr ich mit den Stichwörtern: trösten, ermutigen und ermahnen im Gepäck nach Hause.

 

GK 3: Miteinander reden

Endlich fühlte ich mich am dritten Kurstag wohl, am richtigen Ort und die Gruppenübungen machten mir sogar Spass :-) Nach den beiden verkorkten Kurstagen fragte ich mich schon, ob ich mich im richtigen Film befinde - es ging anderen auch so! Langsam lernt man einander kennen und die Offenheit wächst - auch meine! An diesem Tag wurde ganz viel miteinander geredet und wir durften bei einem Seelsorgegespräch live mit dabei sein. Obwohl für meinen Geschmack zu viele Fragen an die Ratsuchende gestellt wurden, aber mit Fragen kommt man ans Ziel! Ich bevorzuge lieber die Methoden von meiner Psychiaterin - jedem das Seine. Da wir mehrheitlich geredet haben, fallen meine persönlichen Highlight-Sätze spärlich aus:

🤍So reden, dass es dem Leben dient und nicht einfach drauflosreden!

🤍Der Ratsuchende strukturiert beim Erzählen sein Problem und kommt durch Gegenfragen des Seelsorgers zur Lösung.

🤍Der Seelsorger ist ein Besucher in der Welt des Ratsuchenden und schaut seine Welt durch Fragestellungen mit ihm zusammen an.

Nach diesem dritten Tag ging ich ganz anders nach Hause, als bei den letzten beiden Kurstagen. Es macht einen Unterschied, ob man sich am richtigen Platz fühlt oder nicht. Nun freue ich mich auf den nächsten Kurstag, wo es um meine beiden Lieblingsthemen gehen wird: "Meine Geschichte und ich" und "innere Heilung" :-) :-) :-)


6. März 2024: Die Tür zum Leben geht nach innen auf

In der vergangenen Zeit ging es mir körperlich (Halsschmerzen, dolle Erkältung, Bronchitis) und psychisch (alles war mir zu viel) nicht sonderlich gut. Jetzt geht es langsam wieder bergauf. 

Da meine Kräfte nicht an einem grossen Ort waren, las ich seit langem wieder einmal ein Buch zu Ende! Dabei habe ich vor dem Internet-Zeitalter nur so Bücher verschlungen. Das Buch "Die Tür zum Leben geht nach innen auf" von Mattias Kummer (https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/matthias-kummer/die-tuer-zum-leben-geht-nach-innen-auf/id/9783775162135/) hat so in mein Leben hinein gesprochen, dass ich nicht anders konnte, als auf den sozialen Medien Kapitel für Kapitel den prägnantesten Satz zu posten. Die Einen konnten vielleicht damit etwas anfangen und die Anderen nicht - das liegt nicht in meinen Händen!

In diesem genannten Buch geht es grob gesagt darum, was passieren wird, wenn wir Lasten über Bord werfen, zu Gottes Liebe ja sagen und mutige Schritte gehen. Der Titel des Buches mit den drei Aufforderungen haben mein Interesse geweckt und ich wusste, dass ich dieses Buch lesen sollte, was ich auch tat.

Hier ein paar Gedanken zu den sieben Kapiteln, die ich je in einem Satz zusammengefasst habe:

Das Jetzt akzeptieren, loslassen, Kraft tanken und Frieden finden. Ich habe mich entschieden meine Lebenssituation zu akzeptieren und daraus das Beste zu machen, wie z.B. Dinge loslassen/Ballast abwerfen oder in der Stille der Natur Kraft zu tanken. Den Frieden finde ich nur bei meinem Papa-Gott, in dem ich Zeit mit ihm verbringe und nach seinen Massstäben lebe - alles andere bringt nur Unruhe in mein Leben! Ganz konkret sieht das bei mir so aus, dass ich Dinge, die mich belasten in Form einer Anklage zum Kreuz bringe und danach Vergebung ausspreche. Bei einem Spaziergang mit meinem Papa-Gott kann ich Kraft tanken, aber ich muss auch mit meinen Energie-Ressourcen gut hausalten, damit mir nicht alles über den Kopf wächst und sich meine Batterien nicht komplett entleeren. Auch nein sagen zu können, ist die Devise. In dem ich Tag für Tag in Gottes Wort lese, erkenne ich immer mehr Gottes Wahrheit, die Ruhe und Frieden in meine Seele bringt.

Nur was wir bedingungslos annehmen und liebevoll pflegen kann wachsen. Wenn ich ein Ja zu all meinen inneren Verletzungen habe und sie nicht verneine, kann ich sie meinem Papa-Gott hinhalten, damit er sie liebevoll pflegen kann. Und aus geheilten Wunden wächst Autorität. Das heisst, dass ich auf dem Gebiet, wo ich verletzt wurde und Heilung erlebt habe, für andere einstehen und ein Segen sein kann.

Um etwas Neues festzuhalten, muss man zuerst loslassen, was man in den Händen hält. Damit ich mich an Gottes Wahrheiten festhalten kann, muss ich zuerst all die "Lügengespenster" aus meinem Leben verbannen.

Wenn man Schmerz, Enttäuschung und Sorge teilt, ist man schneller wieder auf dem Damm. Sehr sehr lange habe ich meinen tiefen Schmerz über den Verlust von meinem Mueti ganz allein für mich behalten und aus Angst vor dem Schmerz mich niemanden anvertraut. Noch heute tendiere ich dazu, alles allein mit mir auszumachen. Doch ich bin am Lernen, aus dieser Einsamkeit auszubrechen, indem ich mich anderen gegenüber öffne und Hilfe in Anspruch nehme. So verlieren die unangenehmen Dinge des Lebens schon etwas an Kraft und ich bin nicht mehr allein damit unterwegs. In dem Sinn geht der Prozess schneller vorwärts, als wenn ich nur selbst herumwurstle!

Manchmal muss man ruhig sein und einfach nur hören. Im Lärm des Alltags ist es oft schwierig die Stimme Gottes wahrzunehmen. Wenn ich eine Frage an Gott habe, gehe ich mit meinem Papa-Gott spazieren oder auch Mal einen Tag mit ihm wandern. Denn in der Stille der Natur nehme ich sein Reden durch einen Gedanken, durch ein inneres Bild, durch die Schöpfung, durch einen Bibelvers, ... wahr und kehre oft mit einer Antwort im Gepäck nach Hause. Ehrlich gesagt, blieb ich auch schon extra Daheim, weil ich nichts von Gott hören wollte!

Gott beruft nicht die Qualifizierten. Gott qualifiziert die Berufenen. Ich liebe es in die Tastatur zu hauen und zu sehen, wie sich einfach so Satz an Satz reiht und es daraus ein Ganzes ergibt. Meine Schulaufsätze reichten nie über die Note 4,5 hinaus, obwohl ich doch eine blühende Fantasie hatte. Während den drei Jahren Berufsschule reihten sich hingegen die Noten 6 nur so aneinander. Gut, die Kommas setze ich noch heute nach Gefühl! Meine Schreibkunst hat sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt und hat schon mancher ermutigt. Ich sehe das Schreiben als ein Geschenk von Gott an und dass er mich dazu qualifiziert und berufen hat.

Gott schreibt mit jeder noch so kleinen Geschichte seine grosse Geschichte. Ich staune immer wieder, wie Gott mit meiner Geschichte, seine Geschichte schreibt und dafür schlägt mein Herz. Mit diesem Blog lebe ich meine beiden Leidenschaften: das Schreiben und aus meinem Leben mit Gott zu erzählen. Wer weiss, vielleicht schreibe ich eines Tages mein eigenes Buch - Geschichten hätte ich zu genüge. Aber das überlasse ich Gott, wie er das einfädeln möge...


26. Januar 2024: Schutthaufen

Nach einem intensiven Plumbline-Abend mit meinen sechs Frauen  kann ich nicht anders, als meine Gedanken und Gefühle hier niederzuschreiben. Einmal mehr dient mir diese Plattform zum Verarbeiten.

Die Hauptaussage stand schon am Anfang des Abends fest, bevor ich überhaupt den Weg über den Altar und den Tempel im Alten Bund und im hier und jetzt erläuterte: Gott möchte zuerst Beziehung zu uns haben und aus dieser Beziehung heraus, möchte er in und durch uns wirken!

Im Lauf des Abends landeten wir bei Jesus, der unser kostbarer Eckstein in 1. Petrus 2:4-8 genannt wird. Dieser Eckstein (Jesus) muss täglich neu der Altar (Busse) und der Tempel (Gemeinschaft) unseres Lebens sein. Ganz konkret heisst das, dass wir in der Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist unsere Sünden erkennen (Offenbarung von Gott), um Vergebung bitten und einen neuen Weg einschlagen - Busse tun, umkehren und Gott zuwenden.

Die nächsten Zeilen gehen ans Eingemachte! Jemand warf die Frage in den Raum, ob unsere schiefen Mauern der Ablehnung und der Rebellion in unserem Leben noch bestehen, ein Schutthaufen sind oder ob schon die Mauer der Rettung im Aufbau ist? Nach dieser Frage wurde ich ganz lange still und sah meinen Glaubens-Schutthaufen vor mir liegen und kämpfte mit den dazugehörigen Gefühlen, während die anderen in aller Ehrlichkeit und Offenheit miteinander über ihre Zerbrüche austauschten.

In dieser letzten Stunde des Abends hielt ich es innerlich fast nicht aus! Es tat weh, meinen Glauben, der durch die Covid-Erkrankung arg durchgeschüttelt wurde, vor mir als Schutthaufen zu sehen und gleichzeitig meine lieben Frauen mit Freude über ihren Glauben reden zu hören. Ich glaube tief im Herzen, dass ich die geliebte Tochter von meinem Papa-Gott bin - daran gibt es nichts zu rütteln! Und an unserer Liebesbeziehung auch nicht! In das Thema der inneren Heilung kann ich mich stundenlang vertiefen und Plumbline-Lektionen unterrichten - das macht mir Freude :-) Aber anderen zuzuhören, wie sie begeistert über ihren Glauben erzählen, halte ich fast nicht aus! Ich möchte meine Begeisterung auch wieder zurück, aber ich kann es nicht machen! Und schon kommen die Tränen ... 

In der vergangenen Nacht verfolgte mich der Schutthaufen sogar im Traum! Ich sah nach Hilfe schreiende Arme, die sich aus dem Schutthaufen dem Himmel entgegenstreckten, die sich dann zu grünen Grashälmchen verwandelten - Hoffnung liegt in der Luft!

Geduldig schreie ich zu Gott und er hat mir in den vergangenen zwei Jahren schon einige Durchbrüche geschenkt: Angefangen, dass ich meine Identität als Tochter von meinem Papa-Gott entdecken durfte, wieder ein Ja zu meinem Leben finden durfte, meine Bibel als Liebesbrief vom Vater wieder zu lesen anfing, über, dass ich Hilfe in Form von einer Traumatherapie in Anspruch nehme.

So bin ich mit meiner Geschichte unterwegs, die noch einiges an Heilung zugute hat. Ab und zu tut es halt weh, wenn ich noch nicht dort bin, wo ich gerne sein möchte oder etwas nicht schaffe, was jahrelang möglich war! Anderseits ist es für mich ein Wunder, dass ich dort stehe, wo ich heute stehe. Ich hätte auch allen Grund gehabt, meinen Glauben an den Nagel zu hängen, aber ich entschied mich, an dem kleinen Strohalm des Glaubens festzuhalten und Step by Step weiterzukämpfen. Für mich ist es auch ein Wunder, dass es mir heute körperlich besser geht, als noch vor der Covid-Erkrankung!

So sind wir alle sieben Frauen auf unseren Wegen mit Gott unterwegs - jede mit ihren Baustellen, die Heilung nötig haben.

Und zu guter Letzt: Damit die Mauer der Erlösung aufgebaut werden kann, müssen die Mauern der Ablehnung und der Rebellion zusammenstürzen und da bin ich mit meinem Schutthaufen auf dem besten Weg ...


14. Januar 2024: Psalm 91

Ich kann es nicht lassen, gleich nach dem Schulungswochenende (https://www.ganzheitlechxund.ch/assets/schule-für-innere-heilung-januar-2024.pdf) in die Tastatur zu hauen und mein Herz zu teilen. Da in meinem Fall schreiben = verarbeiten ist, muss das Erlebte so schnell wie möglich auf Papier gebracht werden, damit es mich nicht länger verfolgt und ich mich wieder anderen Dingen zuwenden kann. Ohne Ordnung kann ich nicht etwas Neues anfangen.

Das erzählte Bild von einem aufgeschürften Knie eines Kindes, das entweder liebevoll versorgt wird oder es selbst versorgen muss, hat in mir einen altbekannten Schmerz ausgelöst, da ich mich an keine liebevolle Versorgung erinnern kann. Das Muster der Selbstversorgung zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben und der Schmerz wurde dadurch immer wieder neu genährt. Im Laufe des Nachmittags wurde der Schmerz in mir immer stärker und ich hatte das Gefühl, dass ich gleich explodieren würde! So entschied ich mich den Seminarraum zu verlassen, weil ich den Schmerz kaum mehr aushielt! So ging ich zwei Stunden mit meinem Papa-Gott spazieren. Der Weg führte mich vom Gwatt über den Strättlighügel zur Strättligburg. Unterwegs las ich den Psalm 91, mit dem ich schon länger auf Kriegsfuss war, weil ich vor Covid nicht verschont wurde, Gottes Schutz mitten im Covid-Sturm nicht erlebte und die Angst um mein Leben bei Tag und Nacht allgegenwärtig war! 

Bei der Burg angekommen, umrundete ich sie und berührte die Schutzmauer. Leider konnte man nicht in die Burg hinein. Ich hätte mich gerne in der Schutzmauer aufgehalten um den Schutz der dicken Mauer zu spüren bzw. Gottes Schutz wahrzunehmen.So stellte ich es mir vor, wie ich von der schützenden Mauer umgeben bin und mein Schmerz dort in Sicherheit ist.

Von der Strättligburg ging der Weg weiter zum Strättligsteg und über die Chanderbrügg zurück ins Gwatt. Auf diesem Streckenabschnitt entdeckte ich einen Eisbrocken, der meinen tiefen Schmerz symbolisierte und zu mir sprach: "Dein Papa-Gott wird Schicht für Schicht deinen Schmerz liebevoll zum Schmelzen bringen." Diese Worte nahm ich als Gottes Reden wahr und zur Bestätigung lag ein paar hundert Meter weiter vorne eine zerzauste Feder am Boden.

Die Quintessenz des Spaziergangs war, dass mein Schmerz unter Gottes Schutz Schicht für Schicht aus mir herausfliessen darf. Wie er das anstellen wird, weiss ich nicht - das überlasse ich ihm. Den Schmerz spürte ich auch heute wieder und ein paar Tränen durften fliessen und es werden weitere folgen, bis der Eisbrocken geschmolzen ist und am Schluss nur noch Wasser des Lebens herausfliessen wird.

Was den Psalm 91 angeht, den darf ich nun mit meinem Papa zusammen buchstabieren lernen ...


 Jahresrückblick 2023

Wenn ich auf mein vergangenes Jahr zurückblicke, war es ein schwieriges und herausforderndes Jahr. Nach wie vor galt es mein Glaubens-Chaos nach dem Covid-Sturm aufzuräumen, neu zu sortieren und neu in mein Leben zu integrieren. Dazu kam die Frage, wo ist mein geistliches Zuhause, wo fühle ich mich mit meiner Lebensgeschichte geborgen, angenommen, geliebt und verstanden?

Schon am Anfang des Jahres fand ich dieses neue Daheim, das ich bis heute sehr schätze und wo ich mich wohl fühle. Und fast am Ende des Jahres kippte Gott irgendwo irgendwie einen Schalter in meinem Herzen um und ich kann wieder von Herzen sagen, dass Gott gut ist! Aber das Ganze wirkt noch fragile und ich will zu meiner neu gewonnen Freiheit sorge tragen.

Zwischen den beiden Höhepunkten liegen Monate, die einer Achterbahnfahrt glichen. Mal rauf, mal runter und ich fühlte mich wie ein Stehaufmännchen! Zuhause in meinen vier Wänden fühlte ich mich am sichersten. Da war niemand der Ansprüche an meinen Glauben stellte, da konnte ich einfach ich sein, zweifeln, klagen, hinterfragen, meinen Tränen freien Lauf lassen,… 

Draussen in der Glaubenswelt galt es zu überleben und all die Hallelujah-Gott-ist-gut-Menschen und mich selbst mit meiner Glaubenskrise auszuhalten - was oft nicht einfach war. Aber ich wollte meinen Glauben nicht an den Nagel hängen. Was mir nach dem Covid-Sturm geblieben war, war die Vater-Tochter Beziehung mit meinem Papa-Gott, wo aber auch wieder sorgsam aufgebaut werden musste.

Heute sitze ich geborgen mit meinem Papa-Gott in meinem Lebensboot, das in Gottes Wort verankert ist. In mir ist es ruhiger geworden, auch wenn die Wellen um mich herum mal mehr und mal weniger toben. Zwischendurch erhasche ich Lichtblicke, die mich ermutigen in meinem Prozess der Heilung weiterzugehen und nicht aufzugeben. 

Nun freue ich mich auf das neue Jahr und auf all das Neue, das es mit sich bringen wird.


20. Dezember 2023: Danke Papa

Nachdem ich einer Freundin spontan zugesagt habe, dass ich sie an den Thronsaaltag ins tiefe Emmental begleiten werde, kamen schon die ersten Einwände: Werde ich diese Hallelujah-Gott-ist-gut-Menschen aushalten? Oder werde ich denen "davonlaufen"? Wie versprochen, sass ich am Samstag, 9. Dezember mit elf weiteren Glaubensgeschwistern im Kreis des Thronsaals und stellte mich kurz vor. Nach der Vorstellungsrunde lag ich einfach vor dem Kreuz auf dem Bauch und genoss so die Anbetungszeit mit meinem Papa-Gott, während die anderen vor Gott tanzten, die Hände erhoben, in die Hände klatschten oder die Flaggen schwangen. Wenn ich ganz ehrlich gewesen wäre, wäre ich lieber mit meinem Papa-Gott spazieren gegangen, aber ich getraute mich nicht!

Die Tischgemeinschaft während dem Mittagessen wurde immer persönlicher, was mir entsprach. Als alle ihren Hunger mit mehr oder weniger "Schoggichügeli" gestillt hatten, betrachteten wir zusammen die Verse aus Jesaja 40:3-5, wo es darum ging, ob ich bereit bin, mich von Gott schleifen zu lassen und mit ihm zusammen durch diesen Schleifprozess zu gehen - Plumbline lässt grüssen! Ja, ich will!

Während der Anbetungszeit am Nachmittag bewegten wir uns alle mehr oder weniger synchronisch mit weissen Flaggen durch den Raum und da war ich in meinem Element und genoss es richtig. Am liebsten hätte ich eine weisse Flagge mit nach Hause genommen, aber ich wusste, dass die nicht verkäuflich war. So griff die Organisatorin in den Flaggen-Verkaufs-Kübel und meinte zu mir, dass diese beiden pinken Flaggen für mich bestimmt seien. Ich verliebte mich gleich in diese beiden edlen Flaggen und als sie mir noch die Bedeutung der Farbe pink erläuterte, staunte ich Bauklötze! Pink bedeutet: persönliche Heilung! Mein Papa-Gott wusste genau, dass dies meine neuen ganz persönlichen Flaggen werden und so fanden sie bei mir ein neues Zuhause. 

Mit meinen neuen Flaggen und dem neu gemalten Himmelsbild (Vater und Sohn/Tochter) stand ich sechs Tage später im Moosweg (https://www.ganzheitlechxund.ch/schule-für-innere-heilung.html), wo ich mich Zuhause fühle. Das Bild fand nach dem Gebetsabend den Weg zum Kreuz, wo es daneben für das Wochenende seinen Platz hatte, um Herzen zu berühren. Während den Anbetungszeiten erhob ich mit einem freudigen Herzen meine Flaggen und nahm die persönliche Heilung ganz egoistisch für mich in Anspruch! Und ich kann dir sagen, die Heilung floss. Plötzlich wurde mir bewusst, dass seit dem Gebetsabend keine Zweifel an Gottes Güte mehr in mir waren und dass ich wieder in aller Freiheit mit anderen zusammen beten konnte! Gott hat irgendwie irgendwo einen Schalter in mir umgelegt und hat dazu meine neuen Flaggen gebraucht. Wie er das bewerkstelligt hat, ist und bleibt ein Wunder. Ich staune einfach einmal mehr, wie er einmal einen Koffer und ein anderes Mal zwei Flaggen mit je einer Geschichte dahinter für meine persönliche Heilung und Wiederherstellung braucht! Er ist so kreativ :-)

Seit gut zwei Jahren sehnte ich mich auf diesen Tag der Heilung, wo ich wieder ohne Wenn und Aber meinen Papa-Gott, seinen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist anbeten kann und es funktioniert wieder. In den Tagen nach dem Wochenende habe ich gemerkt, dass ich innerlich ruhiger wurde, auch wenn es um mich herum stürmt und dass mein Denken und Reden hoffnungsvoller wurde. Danke Papa ❤️.

Das letzte Wort hat einmal mehr mein Papa-Gott: "Meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn, ich liebe dich bis zum Mond und wieder zurück und so zahlreich wie die Sterne am Himmel. Ich geniesse es einfach mit dir zusammen zu sein, mit dir zu staunen, mit dir zu plaudern, mit dir zu schweigen, mit dir zu lachen, mit dir zu weinen, mit dir Herz zu teilen,... Mein Vorrat an Liebe für dich geht nie aus! Noch in deiner dunkelsten Nacht bin ich bei dir. Dein liebender Vater, Papa, Papi, Daddy."


25. Oktober 2023: Lobe den Herrn ...

Vor zwei Wochen stand ich am Morgen ausnahmsweise im Laden, da meine Arbeitskollegin Ferien hatte. Ich dachte mir dabei, dass das Wetter und die Herbstpracht nicht besser sein könnten, um in die Höhe zu gehen. Kaum gedacht, war da schon der Eindruck, dass ich wieder einmal eine Wanderung mit meinem Papa-Gott machen sollte. Zuerst hatte ich noch ein paar Einwände, doch schliesslich siegte die Sehnsucht nach Zweisamkeit.

Nach getaner Arbeit packte ich meinen Rucksack und schnürte mir meine Wanderschuhe um die Füsse. Die Reise führte mich auf den Betelberg oberhalb der Lenk und das Ziel war der wunderschöne Höhenweg Gryden (https://lenk-simmental.ch/erlebnisse/hoehenrundweg-gryden/). Bevor ich loslief, erlaubte ich Gott, dass er mir in den nächsten zweieinhalb Stunden sagen möge, was er für mich auf dem Herzen hat. So hing ich meinen Gedanken nach, staunte über Gottes Schöpfung und teilte mein Herz mit ihm. Nach gut einem drittel Weg erblickte ich eine Bergwegmarkierung in Form eines Steines. Auf der Rückseite entdeckte ich eine Zeichnung mit einem fröhlichem Mädchen, das gepflückte Blumen gegen den Himmel ausstreckte und sah mich in diesem Mädchen in der Anbetung. Da Lobpreis- und Anbetung seit meiner schweren Covid-Erkrankung vor zwei Jahren nicht gerade an erster Stelle stehen, fragte ich Gott, was das zu bedeuten habe. Mit der Zeit fand ich heraus, dass ich für das bevorstehende Wochenende der Schule für innere Heilung (https://www.ganzheitlechxund.ch/schule-für-innere-heilung.html) mein Malzeug zu Hause lassen soll und dafür meine Flaggen mitnehmen soll. Meine Frage nach dem Warum blieb nicht aus und prompt kam die Antwort: "Damit du dich nicht hinter dem Pinsel während dem Lobpreis und der Anbetung verstecken kannst!" So nahm ich mir diese Worte zu Herzen. Nach dieser Ansage, nahm ich noch die letzte Wegstrecke der Wanderung unter die Füsse und war über diese Offenbarung dankbar.

Schweren Herzens lies ich zwei Tage später mein Malzeug zu Hause und packte dafür meine Flaggen ein. Es ist nicht so, dass für mich das Malen eines himmlischen Bildes nicht Lobpreis und Anbetung wäre, aber ich habe mich damit vor dem singenden Lobpreis und der Anbetung gedrückt! So entschied ich mich an diesem Wochenende bewusst hin zustehen, die Liedtexte zu singen, meine Hände zu erheben, vor Gott zu knien/liegen und meine Flaggen zu schwingen, weil meinem Papa-Gott die Ehre gebührt und er würdig ist, angebetet zu werden - egal was meine Gefühle/Erfahrungen zu melden haben!

Zuerst kam ich mir ohne Pinsel und Farben in der Hand etwas verloren vor und es brauchte mich ganz mit leeren Händen vor Gott zu stehen und den Mund zum Singen zu öffnen! Dabei liebte ich es bis vor zwei Jahren Gott in dieser Form anzubeten und konnte nicht genug davon bekommen. Stundenlang christliche Musik anzuhören ist kein Problem, aber mich aktiv Gott hinzugeben, ist eine höhere Liga und ich wünsche mir, dass mein Herz den Lobpreis und die Anbetung in Zukunft aufsteigen lassen kann.

In dem Sinne: Lobe den Herrn, meine Seele! Und alles in mir preise seinen heiligen Namen (Psalm 103:1).


1. Oktober 2023: Geschenke vom Himmel

Vor einer Woche schenkte mir Gott eine kleine rote Karte mit den Worten aus Römer 8:39: Nichts kann mich trennen von meiner Liebe. Neben den Worten klammerte sich eine Frau an einem hängenden Herzen fest und das Bild vom Herz sprach mich direkt an: Wenn ich meinen Mittagsschlaf mache, umarme ich meistens mein rotes Herzkissen und schlafe mit liebenden Gedanken von meinem Papa-Gott ein. Oft sind diese Momente die intimsten mit meinem Papa-Gott, die ich innerlich aufsauge und geniesse.

Auf der Rückseite des Kärtchens stand der Absender: GOD LOVES YOU. Da mir das liebevoll gestaltete Kärtchen so gefiel, suchte ich beim Absender weitere Kärtchen zum Verschenken. So bestellte ich eine Box voller Liebesbriefe von Gott an mich.

Ein paar Tage später hielt ich das Packet mit den erwarteten Liebesbriefen in den Händen und öffnete es mit viel Spannung. Und siehe da, da war nebst der bestellten Box eine weitere Box mit Segensgrüssen drin, die ich nicht bestellt hatte. Nach der ersten Überraschung kam gleich die Nächste zum Vorschein. Ich faltete die Rechnung auf und suchte den Einzahlungsschein vergeblich. Auf dem Rechnungsbetrag klebte eine rote Blume mit dem Vermerk: GESCHENK VOM HIMMEL. Unter der Blume standen weitere von Hand geschriebene Worte: JESUS HAT SCHON BEZAHLT! JOHANNES 10:10 ❤️. Der letzte Teil von Johannes 10:10 hat mich besonders angesprochen: Ich bin gekommen, um ihnen das wahre Leben zu bringen - das Leben in seiner ganzen Fülle. Danach sehne und strecke ich mich aus.

Für mich war dieses Packet nicht einfach ein Packet, sondern ein Liebeszeichen von meinem Papa-Gott. Es ging nicht um das Geld, das ich nicht bezahlen musste, sondern es ging darum, dass ER mir mit diesem Geschenk zeigen wollte, dass ER mich nicht vergessen hat - was für ein Geschenk! Diesen Liebesbeweis hat mich zu Tränen der Freude gerührt. Danke Papa!!!

Wie ich bin, schrieb ich der Absenderin eine Dankeskarte mit ein paar persönlichen Worten, was wiederum ihr Herz berührte. Nun werden wir in nächster Zeit einmal miteinander telefonieren und Herz teilen - genau das, was ich liebe.

Mit dieser ermutigenden Geschichte ging ich zu meiner nächsten Therapiestunde, die wiederum eine neue Geschichte in der Tiefe meines Herzens aufdeckte - die ist aber noch nicht spruchreif.

Ich staune einfach, wie Gott das eine zum anderen hinzufügt und genau weiss, was für Berührungen und Beziehungen mein Herz braucht. Freue mich auf mehr von dem :-)


20. September 2023: Geliebter Wächter

Es juckt mich in den Fingern über die Tastatur zu gleiten und ein Erlebnis mit Jesus und einem Wächter niederzuschreiben. Ich kann es einfach nicht für mich behalten - die Worte müssen raus.

Auf der Suche nach noch mehr Informationen zu HeartSync begegnete mir eine Predigt über das Thema "Die Spaltung von Kopf und Herz" von Ursula Schmidt (https://heartsync.axis-web.de/wp-content/uploads/Materialien/Spaltung_Kopf_Herz-US.mp3) und ich hörte sie mir mit Spannung an. 

Während dem Zuhören und innerlich mitmachen, sah ich einen der Wächter als grossen spitzen Stein. Bis zu diesem Moment sah ich ihn als Bedrohung an, da er aus meiner Sicht den Zugang zu meinem Glauben blockiert! Dabei setzt er alles daran, mein Herz vor Enttäuschungen und Verletzungen zu schützen. Mit aller Kraft hat er sich bemüht mein Herz zu beschützen. Aber dafür habe ich ihn nicht geliebt, sondern ich habe ihn, wenn ich ihn bemerkt habe: als Sünde, als Haltung des Unglaubens, als Störenfried abgetan! Es tut mir leid, dass er dem wahren Jesus noch nicht begegnet ist, denn mein Kopf hat verhindert, dass der Wächter gehört wurde, weil seine Bedenken und Einwände nicht willkommen waren. Er kennt aufgrund der Erfahrungen meines Lebens nur Bilder von Jesus, die nicht wirklich zutreffen: Jesus wäre zu schwach, mir wirklich zu helfen, ... Jesus wird den Wächter nicht brechen oder überrennen, denn Jesus liebt ihn! Jesus hält seine kritischen Fragen aus und beantwortet sie nicht mit Erklärungen, sondern will ihm neue Erfahrungen schenken. Und wenn der Wächter es erlaubt, würde Jesus ihm gerne zeigen, wie er wirklich ist. 

Vor meinen inneren Augen sah ich nach wie vor den spitzen Stein als Wächter und auf die Frage, wo den Jesus im Bild zu sehen sei und was er macht/sagt, sah ich Jesus als kuscheligen Teddybär neben dem Stein. Nach dem Ok vom Wächter durfte er sich einfach neben ihn setzen und nach einem weiteren Ok seinen Arm liebevoll um ihn legen. Diese Liebe von Jesus in diesem inneren Bild rührte mich zu Tränen und ich musste daraus ein echtes Bild malen. Was nicht heisst, dass das innere Bild nicht echt wäre - im Gegenteil, das innere Bild habe ich mir nicht ausgedacht. Es wurde mir von Gott zur Heilung geschenkt :-)

Keine Ahnung wieviele und was für Wächter zwischen meiner linken Herzenshälfte (Funktion) und meiner rechten Herzenshälfte (Emotion) wohnen, aber eines weiss ich: Sie brauchen liebevolle Berührungen von Jesus und neue Erfahrungen mit ihm, damit ich mich in einer nächsten Lebenskrise geliebt, getragen und geborgen fühle. Eine solche Einsamkeit, Unsicherheit und Angst, wie in den zwei Monaten Spital- und Rehazeit Ende 2021 möchte ich nicht noch einmal erleben!!! So bleibe ich mit meinem Papa-Gott dran ...


18. September 2023: Herzens-Synchronisation

Nach fünf Wochen "Pause" sass ich wieder meiner Psychiaterin gegenüber und versuchte meine Gedanken in Worte zu fassen. Grob gesagt beschäftigen mich folgende Dinge schon seit geraumer Zeit: Wie fühlt es sich an ein Kind von meinem Papa-Gott zu sein, wenn ich mich nicht erinnern kann, was es heisst Kind zu sein?! Ich will von Herzen glauben, aber es geht nicht! Ich will mich von Herzen freuen, aber es geht nicht! Ich weiss, dass mich Gott liebt, aber ich fühle es nicht! Ich weiss, dass Gott gut ist, aber mein Herz sagt etwas anderes! So erlebe ich in meinem Glauben eine Spaltung zwischen Kopf und Herz!

Meine Psychiaterin erkannte sofort, dass da Blockaden in meinem zerbrochenen Herz sind und erklärte mir in den nächsten fünfzig Minuten den Seelsorgeansatz von HeartSync, welchen ich sehr spannend finde.

Dieses Seelsorge-Modell basiert auf dem biblischen Menschenbild. Elemente aus verschiedenen Seelsorge- und Therapierichtungen werden hier unter Einbeziehung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse vereint. 

Funktion: In der linken Gehirnhälfte (linke Herzhälfte 💔) sind alle alltäglichen Funktionen angesiedelt: Intellekt, logisches Denken, Wissen, Erklärungen, Überzeugungen, Worte, Sprache, Geschichten, Beschreibungen, Analysieren, Logik, Schlussfolgerungen. Auch das Wissen und die Prägungen im Bezug auf den Glauben gehören mit zum Funktionsanteil. Dieses Wissen reicht jedoch nicht für eine echte, erfüllende Gottesbegegnung aus.

Emotion: In der rechten Gehirnhälfte (rechte Herzhälfte💔) sitzen die Emotionen, die keine Zeit kennen. Diese Hälfte ist für Erkennen und Erfahren zuständig und für das, was erlebt wird. Hier wird gefühlt, bevor verstanden wird. Ein Geschehen wird als Ganzes mit allen Sinnen erfasst. Viele Emotionen sind in der frühen Kindheit entstanden, die als innere Bilder gespeichert sind. Deshalb ist es so schwer, sie willentlich zu steuern. Das heisst somit, dass der Funktionsteil die Emotionen nicht belehren kann!

Wächter: Zwischen den beiden Herzhälften gibt es Wächter (Schutzmechanismus). Diese haben die Aufgabe, den Emotions- und den Funktionsanteil auseinanderzuhalten. Viele Erfahrungen die zum Teil schon sehr früh im Leben gemacht wurden, die Leid, Schmerzen oder Mangel verursacht haben, sind tief im Herzen vergraben. Situationen, die an diese erinnern und vielleicht sogar einem überwältigen könnten, werden versucht wegzudrücken oder sogar unbewusst abzuspalten. Diese Aufgaben übernehmen die Wächter. Damit ist man innerlich und äusserlich geschützt. So lassen sie den Schmerz nicht an einem heran. Dadurch wird verhindert, dass der früher einmal erlebte Schmerz wieder aufleben kann, selbst wenn die Gefahr in der aktuellen Situation nicht mehr real ist.

Originales Selbst: Der vierte Anteil des Herzens ist das sogenannte Originale Selbst. Es ist das unversehrte Herz und das Wesen unseres Selbst. Dieser Herzensteil ist unverletzlich und unveränderbar. Er ist bereits bei der Erschaffung der Welt entstanden und entspricht dem, wie Gott uns gewollt und geschaffen hat. Dieses Identitätszentrum hat die Fähigkeit sich am stärksten mit Gott zu verbinden. Unser bisheriges Erleben hat uns in vielerlei Hinsicht geprägt. Deshalb ist in uns auch Leid und Schmerz. Dadurch wird das Originale Selbst oft verborgen und zugedeckt.

Wie funktioniert HeartSync? Bei HeartSync geht es darum, gemeinsam mit Jesus die verschiedenen Anteile im Herzen mit ihm und untereinander in Beziehung zu bringen. Einige der Herzensanteile haben keine Beziehung zu Gott oder verstecken sich sogar vor ihm. Jesus selbst will um diese Anteile werben, sie heilen und sicher machen. So führt Jesus nach und nach zu einer inneren Heilung. Gemeinsam mit dem HeartSync-Begleiter und Gott bewegt sich der Ratsuchende in einem Beziehungsdreieck, das geprägt ist von Liebe, Mitleiden und -freuen, Empathie und Akzeptanz.

Wie schon geschrieben, im Kopf weiss ich von Gottes Liebe, aber im Herzen fühle ich sie oft nicht! Und ja, ich darf Gottes Liebe spüren. Mein Wissen über Gottes Liebe nützt mir nichts in der Not und davon kann ich ein Lied singen. Ich muss seine Liebe in der Not spüren und das hat mir in meiner persönlichen Covid-Krise immens gefehlt. Mein Herz hat aber auch gute Gründe für wie es sich fühlt - meine Kindheit lässt grüssen! Mein Kopf kann noch lange mein Herz belehren, dass Gott mich liebt, aber mein Herz sagt zu meinen Kopf immer wieder, dass das nicht stimmt, weil es, es anders erlebt hat. Kurz gesagt, ich erlebe nicht was ich glaube! Mein Herz kann sich nur ändern, wenn es neue Erfahrungen mit neuen spürbaren Emotionen macht und dies geschieht in engen Beziehungen mit Gott und Menschen, wo es Liebe erlebt.

Bis noch vor ein paar Tagen habe ich mir selbst die Schuld gegeben, dass ich mich nicht mit anderen freuen kann, wenn sie Gott erleben, "Gott ist gut" oder "Halleluja" mit Begeisterung aussprechen, an Gottes Wort festhalten, ... Ich kam mir wie ein Aussätziger vor, weil ich ich es nicht schaffte von Herzen an Gottes Verheissungen zu glauben und mehr Zweifel als Glauben hatte! Die Blockade und alles was die mit sich bringt, sind noch da, aber das schlechte Gewissen, dass ich daran schuld bin und zu wenig Glauben habe, ist weg. 

Mein zerbrochenes Herz darf heil werden. Meine Emotionen und mein Verstand dürfen wieder zueinander finden. Die verletzten und abgespaltenen Anteile meines Herzens darf ich bewusst wahrnehmen und neu mit Gott in Beziehung bringen. 

Da stehe ich heute in meinem Heilungs-Prozess und muss lernen mit mir selbst geduldig zu sein - nicht gerade einfach ...


12. August 2023: Notfallplan

Inzwischen war ich schon drei Mal je eine Stunde bei meiner Psychiaterin und es tut gut ein Gegenüber zu haben, das zuerst einmal zuhört und im Lauf der Stunde mit Fragen auf den Punkt kommt. Klar, ich weiss schon einiges aus der Seelsorge, doch meine Psychiaterin beleuchtet es noch einmal von einer anderen Seite und das finde ich spannend. All die Schlagwörter aus der Seelsorge wie Loslassen, Vergebung, Versöhnung, Befreiung, Binden & Lösen, Vertrauen, ... sind auf dem Heilungsweg elementar, doch mir fehlt oft das Praktische im Alltag, wie zum Beispiel: Wie gehe ich mit meinen Ängsten um? Die Standartantwort unter Frommen tönt so: Vertraue einfach Gott! Aber wie vertraue ich Gott, wenn ich mitten in einer Angst-Attacke stecke? 

Wenn mich die Angst packen will - ich werde innerlich und äusserlich sehr unruhig, nehme ich meinen Notfallplan zur Hand: Ist die Situation lebensbedrohlich? Stehe ich auf sicherem Boden? Brauche ich Hilfe? Wenn die drei Fragen beantwortet sind (meistens ist es ein Fehlalarm) stelle ich mir innerlich das Bild vor, wie ich in Sicherheit auf dem Schoos meines Papa-Gottes sitze und werde langsam wieder ruhig und da kommt das Vertrauen ins Spiel. So einfach wie es tönt, ist es auch wieder nicht! Aber es funktioniert :-) Wenn alles wieder ruhig ist, frage ich mich, was hinter der Angst stecken könnte.

Eine Stunde Therapie kann sehr lange sein, wenn man sehr persönliche Dinge von sich preisgibt und braucht Energie. Wir sind uns mit gegenseitigem Kennenlernen am Warmlaufen und von meiner Seite her, am Vertrauen fassen - wem ich vertraue, kann sich Von nennen!

Ich finde es spannend, was hinter einer heutigen Reaktion stecken kann. Dazu die neusten Erkenntnisse aus der letzten Therapiestunde: Ob zu Fuss, mit dem E-Bike, mit dem ÖV oder mit dem Auto, ich hasse es, wenn ich irgendwo zu spät komme! Ich werde innerlich unruhig und nervös und das kann sich äusserlich ohne nachzudenken verbal unschön äussern! Mein Mann und meine Kinder können das zur Genüge bestätigen! In dem Moment ist mir mein unangemessenes Verhalten völlig egal! Auch da kommt wieder die Frage ins Spiel, ob das Zu-Spät-Kommen lebensbedrohlich ist? Nein, aber ich könnte etwas verpassen! Ich könnte zu kurz kommen! Ich werde nicht gesehen und gehört! Schlussendlich landeten wir bei der 12-jährigen Barbara, die nach dem Tod von ihrem Mueti nicht gesehen und gehört wurde, bzw. ihre Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Trost, Annahme,... nicht wahrgenommen wurden. Dieses unsichere Fundament, das von Mangel geprägt ist, bringt im Hier und Jetzt Unsicherheit und Kontrolle mit sich - was ich in meinem Leben nur zu gut kenne! 


26. Juli 2023: Mit Jesus zurück zum Kreuz

Vergangenen Sonntag sass ich einmal mehr mit meiner Bibel und meinem Wunderbuch auf (m)einem Stuhl im Gottesdienst und hörte mit dem Kugelschreiber in der Hand der nahrhaften Predigt zu. Vieles wurde gepredigt, doch der eine Satz: Komm zurück zum Kreuz! hat es mir besonders angetan.

Im Anschluss der Predigt formten wir alle zusammen einen Kreis, gaben uns die Hand und starteten eine Buss-Gebets-Runde. Während die einen und anderen vor Gott ihr Herz ausschütteten, sah ich plötzlich Jesus vor mir, der mir seine liebevolle Hand entgegenstreckte. Nun hatte ich die Wahl, ob ich seine Hand ergreife und mit ihm zum Kreuz zurückkehre oder es sein lasse. Ich entschied mich meine Hand in seine Hand zu legen und ganz sachte mit ihm zum Kreuz zurück zu gehen - zum Kreuz, das alles beinhaltet, was ich zum Leben brauche und darüber hinaus. Dabei entschuldigte ich mich bei Jesus, dass ich ihn schon seit geraumer Zeit aus meinem Leben weggestossen habe und mich "nur" mit meinem Papa-Gott abgegeben habe.

Das Leben schreit immer wieder nach Entscheidungen und so habe ich mich nach einer langen Durststrecke des Bibellesens am Anfang dieses Jahres entschieden, wieder neu damit anzufangen. Nun lese ich seit dem 1. Januar 2023 konsequent mit Hilfe der Bibellese-Zeitschrift für Frauen (Atempause) Tag für Tag die kurzen Bibelabschnitte. Und siehe da, Gott spricht immer wieder durch sein Wort in mein Leben hinein. Am Anfang war es mehr ein Müssen, aber inzwischen kann ich es kaum erwarten bis ich am Morgen erwache und die Worte Gottes lesen kann. Im Moment sind die Wunder von Jesus aus dem Matthäus-Evangelium dran. Bei so vielen Wundern kam in mir wieder die Frage hoch: "Warum hast du Jesus mich nicht vor dem schweren Covid-Verlauf und seinen psychischen Folgen verschont?" Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Gott ab einem gewissen Punkt des immer schlechter werdenden Krankheitsverlauf stopp gesagt hat und mich vor (noch) Schlimmerem bewahrt hat. Mein Warum muss ich wohl in ein Wozu umwandeln, den die Frage nach dem Warum bringt mich nicht weiter.

Was hat das jetzt mit Jesus zu tun? Jesus und das Kreuz habe ich lange genug von mir fern gehalten, ihn weggestossen und nicht an mich heran gelassen. Seine Worte in der Bibel kamen bei mir nicht an, weil ich ihm nicht mehr vertrauen konnte und wütend auf ihn war. Dass ich seine Hand wieder ergriffen habe, ist ein Vertrauensbeweis, dass ich ihn wieder in mein Leben lassen will - ohne ihn geht es sowieso nicht!


23. Juli 2023: Kompatibel?

Im Grunde genommen, wollte ich das, was ich hier niederschreiben werde, nicht teilen. Aber wenn mich etwas nicht in Ruhe lässt, so soll es doch zu Wort kommen. Und die nächste Geschichte ist schon in der Warteschlaufe.

Schon länger beschäftigt mich die Frage, wie kompatibel meine eigene Bedürftigkeit mit meiner Leidenschaft für innere Heilung ist. Anders ausgedrückt, wie kann ich für verletzte und verwundete Menschen da sein, wenn mein eigenes Herz im Operationssaal Gottes ist? Ich brach dies nicht zusammen bis mir Gott die Verse aus Johannes 15:1-2 vor die Nase hielt: Ich bin der wahre Weinstock  und mein Vater ist der Weingärtner. Er schneidet jede Rebe ab, die keine Frucht bringt, und beschneidet auch die Reben, die bereits Frucht tragen, damit sie noch mehr Frucht bringen. 

Auch wenn ich für verletzte und verwundete Menschen ein Herz habe, aus meinem Heilungsprozess schriftlich oder mündlich erzählen darf, so darf ich mein Herz weiterhin meinem Papa-Gott hinhalten, damit noch mehr Heilung fliessen darf. Das eine schliesst das andere nicht aus :-)

Fast auf den Tag genau, bekam ich die Bestätigung, dass ich von Februar bis April 2024 den Grundkurs Lebenskompetenz (https://www.bcb-schweiz.ch/angebot/lebenskompetenz/) an sechs Tagen absolvieren kann und dass ich bei einer Psychiaterin mit christlichem Hintergrund zum Erstgespräch gehen kann. Was für Gegensätze: Auf der einen Seite die Kompetenzen für einen seelsorgerlichen Umgang mit anderen und auf der anderen Seite eine Traumatherapie bei der Psychiaterin.

Vor der Traumatherapie habe ich mehr Respekt als vor dem Grundkurs. Da ich mich auf irgendeine Art und Weise für die Therapiestunden, die alle zwei Wochen stattfinden werden, etwas schäme (muss ich mich aber nicht), wollte ich dies nicht öffentlich machen. Dabei finde ich es von anderen stark, die sich Hilfe von aussen suchen und bewundere sie.

Warum gerade eine Traumatherapie? Mein Kindheitstrauma (Verlust von meinem Mueti und die Folgen daraus) durfte schon einiges an Heilung erleben, aber es darf noch mehr Freiheit in mein Leben kommen. Und mein Covid-Trauma, das aus vielen Ängsten besteht und irgendwie mit dem Kindheitstrauma verknüpft ist, bedarf auch weitere Heilung. Ich bin gespannt und etwas angespannt, was mich auf diesem Weg mit meinem Papa-Gott und der vertrauenswürdigen Psychiaterin begegnen wird. Alles hat seine Zeit und jetzt ist die Zeit reif für diesen herausfordernden Weg, den ich nicht alleine unter die Füsse nehmen muss.

Auf den Grundkurs im nächsten Jahr freue ich mich sehr, da mich die ganze Thematik rund um Seelsorge sehr interessiert. 


23. Juni 2023: Sorgen oder Vertrauen?

Seit einiger Zeit lese ich mit einer Freundin zusammen das Buch "Das Schlachtfeld der Gedanken" von Joyce Meyer. Einmal pro Woche treffen wir uns über Skype um über das Gelesene auszutauschen, Herz zu teilen und füreinander zu beten. Ist jedes Mal eine wertvolle Zeit. Die Gedanken, die ich nun niederschreiben werde, stammen zum grössten Teil aus dem erwähnten Buch.

Kapitel 12 zum Thema "Ängstliches sorgenvolles Denken" hat es mir besonders angetan, weil ich mich damit sehr gut identifizieren kann. Matthäus 6:25-34 veranschaulicht das Sich-Sorgen-Machen sehr gut und die Lösung liefern die Verse gleich mit dazu.

Darum sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um euer Leben - was ihr essen oder trinken sollt, oder um euren Körper - was ihr anziehen sollt. Ist das Leben nicht mehr als Essen und Trinken? Und ist der Körper nicht mehr als Kleidung? Matthäus 6:25

In Matthäus 6:25 wird mir gesagt, es gibt nichts im Leben, worüber ich mir Sorgen machen soll. Einfacher gesagt als getan. Ich kann ganz gut mitten in der Nacht aufwachen, mir Sorgen ausmalen und mich in etwas hineinsteigern, dass zu 99% nie eintreffen wird.

Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln keine Vorräte in Scheunen. Trotzdem ernährt sie euer Vater im Himmel. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Matthäus 6:26

Von Zeit zu Zeit beobachte ich "unsere" Vögel vor dem Haus auf "ihrem" Vogelbeerbaum und staune immer wieder wie gut sie versorgt werden. Obwohl sie nicht wissen, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen werden, habe ich noch nie einen Vogel gesehen, der mit einem sorgenbedingten Nervenzusammenbruch irgendwo auf einem Ast gehockt hätte. Wenn ich sehe, wie treu mein himmlischer Papa die Vögel versorgt, müsste ich mich doch um meine Versorgung nicht sorgen! Doch ich tue es immer wieder, in dem ich mich frage, ob meine finanziellen Mittel ausreichen? Von den unbesorgten Vögeln kann ich noch einiges lernen.

Wer von euch kann dadurch, dass er sich Sorgen macht, sein Leben nur um eine Stunde verlängern? Matthäus 6:27

Kurzgefasst: Sorgen sind nutzlos. Sie führen zu nichts Gutem. Davon kann ich ein Lied singen! Während meinem schweren Covid-Verlauf, wo es um Leben und Tod ging, waren die Sorgen um mein Leben und um meine Liebsten zu Hause allgegenwärtig und liessen mich bei Tag und in der Nacht nicht in Ruhe. Innere Unruhe und Angst beherrschten mich und halfen mir in meiner Situation überhaupt nichts. Im Gegenteil: Ich schlief schlecht, die Sauerstoffsättigung sank zusätzlich, der Blutdruck schnellte in die Höhe, ... Im Nachhinein kann ich sagen, dass mein Leben in Gottes Hand lag und ich konnte mir mit all meinen Sorgen mein Leben nicht verlängern!

Und warum macht ihr euch Sorgen, was ihr anziehen sollt? Seht euch die Wiesenblumen an: Sie wachsen, ohne zu arbeiten und ohne sich Kleider zu machen. Ich sage euch: Nicht einmal Salomo in all seiner Herrlichkeit war so schön gekleidet wie eine von ihnen. So schön macht Gott die Wiesenblumen.Dabei gehen sie an einem Tag auf und werden am nächsten Tag im Ofen verbrannt. Darum wird er sich noch viel mehr um euch kümmern. Ihr habt zu wenig Vertrauen! Matthäus 6:28-30

Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. Mein Vertrauen in Gott ist manchmal an einem kleinen Ort, weil meine schlechten Erfahrungen lauter schreien als die Guten. Aber ich bin am Lernen, die Lauten zum Schweigen zu bringen und meinem Papa-Gott in ALLEM zu vertrauen.

Macht euch also keine Sorgen! Fragt euch nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Matthäus 6:31

Keine Ahnung, ob ich es einmal schaffen werde, mir keine Sorgen mehr zu machen und mir Fragen dazu zu stellen. Ich möchte oft eine Lösung für ein Problem sehen und versuche durch tausende von Gedankengängen und Fragen auf die Lösung zu kommen, anstatt einfach Gott zu vertrauen, dass er zu seiner Zeit seine Lösung schenken wird.

Um all diese Dinge dreht sich das Leben der Heiden. Euer Vater im Himmel weiss doch, dass ihr das alles braucht. Strebt vor allem anderen nach seinem Reich und nach seiner Gerechtigkeit - dann wird  Gott euch auch das alles schenken. Matthäus 6:32

Wenn mich Sorgen quälen will ich in Zukunft zu meinem Papa-Gott rennen und mit ihm darüber reden und mich nicht mehr von ihnen beherrschen und hinunterziehen lassen.

 


29. Mai 2023: Über den Wolken

Diejenigen die mich und meine Geschichte kennen, wissen, dass ein Flugzeug ganz am Schluss auf (m)einer Transportliste steht. Ohne Angst kann ich mit meinem Mann x Kilometer in unserem Auto zurücklegen oder allein stundenlang im Zug unterwegs sein. Aber beim Fliegen sieht es etwas anders aus: Die Angst und die Gedanken an den tödlichen Flugzeugabsturz von meinem Mueti im Jahr 1991 fliegen jeweils auch mit (https://www.youtube.com/watch?v=yCzxZ7SA9FU).

Ich kann mich noch gut an meinen ersten Flug Ende 1998 von Zürich nach Bangkok während meiner Jüngerschaftsschule (https://jmemwiler.ch/de/schulen/dts/) erinnern: Vor lauter Angst, dass das Flugzeug abstürzen könnte, wollte ich erst gar nicht mit auf den Einsatz nach Thailand. Mein Team versuchte mich mit lieben Worten, Bibelversen, Gebeten und einem Fensterplatz zu beruhigen. Schlussendlich schaffte ich diesen langen Flug und weitere folgten in den nächsten Wochen während des Einsatzes, die ich überlebte!

Ein Jahr später flog ich allein nach England und wieder zurück. Da kann ich mich nur daran erinnern, dass ich auf dem Hinflug mit den Abschiedstränen zu kämpfen hatte, da ich meinen Verlobten die nächsten drei Monate nicht mehr sehen würde. Er flog nach Indien und ich war auf dem Weg nach England - fast 14000km zwischen uns! Beim Rückflug waren die Tränen zuvorderst, da ich mich von meiner Gastfamilie verabschieden musste - ich mag keine Abschiede!

Nach unserer Hochzeit im Jahr 2001 flogen wir nach Koh Samui (Thailand) und mit mir die wildesten Gedanken: Wenn wir abstürzen, sehe ich unsere Hochzeitsgeschenke nie mehr, kann die lieben Glückwunschkarten nicht nochmals in aller Ruhe lesen und die Hochzeitsfotos werde ich auch nie zu Gesicht bekommen! Wohl behütet kamen wir nach unseren Flitterwochen wieder in der Schweiz an.

Die Jahre vergingen und das Fliegen verdrängte oder umging ich gekonnt. Lieber fuhr ich stundenlang mit dem Nachtzug von Zürich nach Wien und zurück, statt in ein Flugzeug einzusteigen. Die Flugstrecke wäre zeitlich weitaus kürzer gewesen, doch die Angst regierte über der Auswahl des Verkehrsmittels.

Dass ich 22 Jahre lang in kein Flugzeug mehr einstieg und davon flatterte, hat damit zu tun, dass ich meine Geschichte, die vom Flugzeugabsturz von meinem Mueti geprägt ist, am Aufarbeiten bin. Ich wollte auch nicht, dass unseren drei Kindern dasselbe Schicksal und das daraus entstandene Trauma erleben müssen und aus Angst liess ich das Fliegen links liegen.

Letzen Herbst hatte ich den Eindruck, dass ich mich meiner Flugangst stellen sollte. So buchten wir eine Wanderwoche auf der Insel Ischia im Mittelmeer. In einer Gruppe zu reisen fiel mir einfacher, als nur zu zweit in einem Flugzeug zu sitzen. Am 20. Mai 2023 war es soweit: Die Warterei am Flughafen Zürich machte mich nervös. Beim Start war es mir nicht wohl und die Angst meldete sich in einer kleiner Form der Panik und ich wollte am liebsten wieder aussteigen! Als wir die Flughöhe erreicht hatten, ass ich zur Ablenkung mein Sandwich, danach hörte ich mir bis zur Landung Lobpreislieder an und stellte mir vor, dass ich im Zug sässe. Die Landung hätte sanfter sein können, doch ich hatte nach 100 Minuten wieder sicheren Boden unter den Füssen und die Ferien konnten beginnen.

Die Wanderwoche auf der grünen und blühenden Insel verging wie im Flug und schon wieder stand ich am Flughafen von Neapel. Die Warterei war dieses Mal erträglicher, da wir uns als Gruppe kennen gelernt haben und uns viel zu erzählen hatten – das machte das Ganze einfacher. Im Geheimen wünschte ich mir einen Fensterplatz, da ich auf dem Hinflug im Mittelgang sass, was auch gut war. Mein Papa-Gott erfüllte mir meinen Wunsch und ich kriegte einen Fensterplatz mit Aussicht nach oben und unten. Dabei ahnte ich nicht, dass ich auf einem höheren Level meiner Angst begegnen musste. Es war noch einmal eine andere Dimension die Welt von oben zu sehen und meine Beine fingen an zu kribbeln und die Angst meldete sich wieder zurück. Mit der Zeit wurde ich innerlich wieder ruhiger und nach dem ich für einen kleinen Moment in einer Wolke die Regenbogenfarben sah, wusste ich, dass mein Papa-Gott mit mir in diesem Flugzeug sass – brauche immer wieder Zeichen der Bestätigung, dass er da ist. Mit der Zeit genoss ich sogar den Flug und knipste unzählige Fotos bis wir zum Landeanflug ansetzten. Die langgezogene Linkskurve kurz vor der Landung behagte mir nicht. Während dem ganzen Flug musste ich immer wieder tief ein und ausatmen, da kamen mir die Atemübungen aus der Reha gelegen. Erleichtert, wieder sicheren Boden unter den Füssen zu haben und das selbstgewählte Abenteuer bestanden zu haben, fuhren wir mit dem Zug nach Hause.

Nach eineinhalb Jahren innerem Chaos, das der Covid-Käfer mit dem schweren Corona-Verlauf Ende Oktober 2021 (https://mystory.me/story/bunga/) ausgelöst hat, gut vieles war schon da und kam jetzt zum Vorschein, kann ich meinem Papa-Gott wieder vertrauen, dass er es gut mit mir meint und dass er für mein Leben verantwortlich ist. Nur so traute ich mich wieder in ein Flugzeug zu setzen und über den Wolken zu fliegen.


26. April 2023: Frühlingsputz

Dieses Bild wurde am vergangenen Wochenende in der Schule für innere Heilung (https://www.ganzheitlechxund.ch/schule-für-innere-heilung.html) zum Thema "Das Kreuz... mehr als Symbol!" farbig und lebendig. 

Wie Jesus auf einem jungen Esel am Palmsonntag in Jerusalem mit Hosianna-Rufen in Jerusalem willkommen geheissen wurde, so bin ich bei meinem himmlischen Papa willkommen, angenommen, geliebt,... Und auf dieser Grundlage kann ich ihm mein Herz hinhalten, damit er, wie Jesus, der den Tempel reinigte und die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb, auch mein Herz von ihm herausputzen lassen. Nach dem "Frühlingsputz" durch das, was Jesus am Kreuz für mich getan hat, erstrahle ich in einem neuen Kleid - im Kleid des Heils, der Barmherzigkeit, der Liebe, der bedingungslosen Annahme,... und so bin ich wieder beim Bild "Unter dem Mantel der Gerechtigkeit" vom 3. April gelandet.

Damit das Ganze noch praktisch wird, hier ein Zeugnis aus vergangener Zeit:

Seit meiner Covid-Erkrankung Ende Oktober 2021 fühlte ich mich wie ein Steh-Auf-Männchen! Ich zweifelte an Gottes Wahrheiten und schwankte zwischen seinen Wahrheiten und meinen Erfahrungen hin und her. Mein Blick richtete sich meistens auf den Sturm und hinterliess Spuren der Verwüstung in Form von Angst, Zweifel und Unglauben in meinem Leben.

In den letzten eineinhalb Jahren reagierte und regierte hauptsächlich meine Seele und ich liess sie gewähren. Mein menschlicher Geist schlummerte und war schwach. Frieden und Ruhe kannte ich nur vom Hörensagen! Ich lebte aus dem Unglauben, statt durch den Glauben heraus. Kein Wunder fand ich keinen Frieden und keine Ruhe im Tag und in der Nacht!

Vor zehn Tagen vertraute ich einer Person mein Steh-Auf-Männchen-Leben an, die sich in aller Liebe Zeit für mich, meine Tränen und meinen Kummer nahm. Die Person wusste schön längst Bescheid, dass meine Seele und nicht mein menschlicher Geist regierte. Schlussendlich landeten wir bei der Liebe Gottes, die all meinen Mangel an Liebe, Annahme, Geborgenheit,... ausfüllt - einfacher geschrieben als erlebt!

Einen Tag später entschied ich mich, dass ich Gottes Wahrheiten über meine Erfahrungen stellen will und dass ich mein Herz (Geist & Seele) mit seinen Wahrheiten und seinen Gedanken aus seinem Wort füllen will. Meine Seele gehört zu mir und hat ihre Daseinsberechtigung und darf mit meinem menschlichem Geist tanzen, aber mein menschlicher Geist, der mit dem Heiligen Geist verbunden ist, soll den Takt angeben - nicht unbekehrt!

So gesehen, war der Palmzweig die Person, die mich willkommen hiess, sich Zeit für mich nahm und bei der ich mich angenommen und geliebt fühlte. Somit konnte ich ihr meine Herz öffnen und zulassen, dass sie in mein Leben hineinsprechen durfte. Der "Frühlingsputz" war, dass ich meine Angst, meinen Zweifel und meinen Unglauben ans Kreuz nagelte und sie gegen Glauben, Liebe und Zuversicht eintauschte. Nun beginne ich in der Ruhe vor dem Sturm, im Sturm oder in der Ruhe anders zu denken - wie schon oft geschrieben oder gesagt: Es wird ein Prozess sein!!!


3. April 2023: Unter dem Mantel der Gerechtigkeit

Der eine Satz aus einer Predigt gab mir den Anstoss für diese Bild: Unter dem Mantel der Gerechtigkeit "pützerlet" Gott in meinem Herzen weiter." Einen Tag später begegneten mir die Worte aus Jesaja 61:10: Ich will mich freuen über den Herrn. Aus vollem Herzen will ich jubeln über meinen Gott. Denn er umgibt mich mit seiner Hilfe wie mit einem Kleid. Er hüllt mich in seine Gerechtigkeit wie in einen Mantel. Unter dem Mantel der Gerechtigkeit fängt Gott mit "pützerle" an. Dort zieht er mir die Kleider des Heils, der Barmherzigkeit, der Liebe, der bedingungslosen Annahme,.. an. Im Schutz des reinen weissen Mantels voller Liebe kann er meine Wunden sorgsam aufdecken und berühren - was für ein Bild!

Wenn ich meine Wunden nicht von meinem himmlischen Papa heilen lasse, trage ich die Schmerzen selbst mit mir herum! 

Anhand des Blutstropfens, des Desinfektionsmittels, der Pinzette, der Tablette, der Nadel mit Faden und des Verbandes zeige ich praktische Schritte eines Heilungsprozesses auf:

🩸Wenn wir mit einer Wunde zum Arzt gehen, dann muss er alles freilegen. Dies kann wehtun, aber es ist absolut notwendig. Die Wunde muss offen sein, damit man sie anschauen kann. Auch unsere Herzenswunden müssen wir freilegen, in dem wir sie anerkennen, bekennen und zum himmlischen Papa bringen. So ist Bekennen der erste Schritt zur Heilung.

🧴Wenn wir die Wunde offenlegen, dann müssen wir sie anschliessend mit Desinfektionsmittel reinigen. Die Wunde wird nicht heilen, wenn sie nicht gereinigt ist. Dies gilt auch für unsere Herzenswunden, wo sich der Schmutz der Sünde ansammelt. In dem wir die Sünde bekennen und Busse tun, wird unsere Herzenswunde gereinigt.

🧹Wenn wir tiefer in die Wunde schauen, finden wir Fremdkörper wie z.B. kleine Metallteile, kleine Holzsplitter oder Steinchen, die entfernt werden müssen. Vergeben ist damit der nächste Schritt und dies ist manchmal gar nicht so einfach.

💊Manchmal kann die Anwendung von Antibiotika zu mehr Schmerzen führen. Aber es ist ein Teil des Heilungsprozesses, da die kranken Bakterien, den Heilungsprozess verhindern wollen. Antibiotika symbolisieren das Kreuz für unsere  Herzenswunden. Das Kreuz ist unsere Entsorgung, aber auch unser Abhollager: Leben statt Tod, Segen statt Fluch, Überfluss statt Armut, Herrlichkeit statt Scham, angenommen statt verstossen,...

🧵Manchmal klafft eine Wunde auf. Wenn sie aber gereinigt ist, kann man sie zusammennähen. Nur wenn wir an die Kraft des Kreuzes glauben, können wir Heilung empfangen.

🧻Die Herzenswunde muss während des Heilungsprozesses gepflegt und geschützt werden. Der Schmerz geht nicht einfach auf einmal weg. Manchmal tut es noch monate- oder jahrelang weh. Schlussendlich bleibt noch die Narbe übrig.

💝Eine Narbe sieht man normalerweise dort, wo vorher eine Wunde war. Die Narbe ist eine Erinnerung an ein Wunder Gottes.

Das Bild erinnert mich an Gottes Gerechtigkeit in all der Ungerechtigkeit in meinem Leben, aber auch an all die Herzenswunden, an all die Heilungsprozesse, an all die Narben und an all die Wunder Gottes in meinem Leben :-)


7. März 2023: Gott ist gut

Seit meiner Covid-Erkrankung im November 2021 reagiere ich "allergisch" auf die drei Worte Gott ist gut, weil ich sie nicht mehr von Herzen glauben und aussprechen konnte! Doch am Abend des 27. Januars 2023 gebrauchte Gott einen lieben Mann, der nur so vor Freude über seinen Gott sprudelte und gefühlt tausend Mal Gott ist gut sagte, um einen Prozess in mir in Gang zu setzen. Ich war mit seinem Feuer für Gott völlig überfordert und es löste in mir ein paar Fragen aus: Wo ist mein Feuer geblieben? Warum kann ich mich nicht über die erzählten Wunder freuen? Wo ist meine Begeisterung und Freude für Gott geblieben? Warum kann ich nicht von Herzen sagen, dass Gott gut ist? Später erfuhr ich von ihm, dass hinter all seiner Freude und Begeisterung ein tiefer Prozess steckt - ich sah in diesem Moment nur das Resultat des Prozesses und fühlte mich von ihm wie überfahren!

Gut drei Wochen später offenbarte mir eine Freundin in einem lieben Ton, dass ich meinem Mann gegenüber bitter geworden sei! Wie recht sie hatte! Da ich genug von seinen Abwehrreaktionen hatte und schlussendlich resignierte, schoss ich mit giftigen Pfeilen zurück und zog mich physisch wie innerlich von ihm zurück!

So ging ich in den nächsten Tagen dem Thema Bitterkeit auf den Grund und landete bei meinem Lebensbaum, der aus Wurzeln, einem Stamm und Früchten bestand:

 

Früchte - aktuelle Erfahrungen

- Zerbrochene Beziehungen (Gemeinden)

- Bröckelnde Beziehungen (mein Mann)

- Keine Beziehung (Ursprungsfamilie)

-> Hallo, sieht mich den niemand?!

 

Stamm - Reaktion, negative Verhaltensmuster

- Überempfindlichkeit (fühle mich zurückgestossen)

- Vergleichen, Neid, Kritiksucht

- Wut und Aggressionen

- Unversöhnlichkeit

-> Ich verurteile und richte Familien!

 

Wurzeln - emotionale Verletzungen

- Mangel an Liebe, Zuneigung, Geborgenheit, Trost und Annahme nach dem Tod von meinem Mueti!

-> Schlechter Boden: Keine Nährstoffe!

 

Am Mittwochnachmittag vor dem zweiten Plumbline-Wochenende (25./26.2.) in Niederwangen ging ich mit meinem Lebensbaum bzw. mit meinem Groll gegenüber Gemeinden, meinem Mann und meiner Ursprungsfamilie zum Kreuz und lies den dazugehörenden Gefühlen freien Lauf. Ich vergab ihnen, dass sie meine Bedürfnisse nicht wahrnahmen, bat für meinen Anteil und meinen Reaktionen bei Jesus um Vergebung und brachte meine falschen Verhaltensmuster ans Kreuz.

Mit diesen 1,5h vor dem Kreuz hat mir Gott den Weg zur nächsten Offenbarung frei gemacht.

Inzwischen ist es Sonntag kurz vor dem Mittag geworden. Der Seminarleiter spricht über Ungerechtigkeit und ich schaue auf das mir bekannte Bild im Studienheft mit den Pfeilen an, wo es um Groll gegenüber Autoritätsfiguren geht. Plötzlich steht da nicht mehr das Wort Autoritätsfigur, sondern ich sehe die vier Buchstaben G-O-T-T. Ich sitze da und mir fallen Schuppen von den Augen: Ich hatte nicht nur einen Groll gegenüber Gemeinden, meinen Mann und meiner Ursprungsfamilie, sondern auch gegen Gott höchstpersönlich!

In der Mittagspause fing ich mit dem Mann, der so begeistert über Gott ist, sachte über meine Offenbarung zu reden an. Während dem Gespräch spürte ich den Drang, meine Entscheidung, Gott dafür um Vergebung zu bitten, dingfest zu machen. So fragte ich ihn, ob er sich Zeit dafür nehmen möchte und er sagte zu. Mir wurde bewusst, dass ich Gott die Ungerechtigkeit, dass ich so schwer an Covid erkrankte in die Schuhe schob, ihn dafür verantwortlich machte und deswegen einen Groll gegen ihn hegte! So bat ich meinen himmlischen Papa um Vergebung, dass ich an seiner Güte zweifelte und von daher "allergisch"  auf den Satz Gott ist gut reagierte. Im gleichen Atemzug bat ich Gott um eine neue noch nie dagewesene Liebe für ihn, für meinen Mann und für Gemeinden. Später erzählte mir der Mann, dass er die erwähnte Offenbarung schon längst wusste, mir aber bewusst nichts sagte, damit ich sie höchstpersönlich von Gott empfangen könne - was auch gut und richtig war :-) Nach diesem Gebet bzw. Herzoperation fühlte ich mich innerlich leichter und ruhiger und der verstopfte Kanal zu meinem himmlischen Papa, zu Jesus und dem Heiligen Geist ist wieder frei! Amen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     


16. Februar 2023: Pulsierendes Leben

Letzten Sonntag in der früh machten mein Mann und ich uns auf den Weg ins Wangental. Die 1,5h-Autofahrt genoss ich richtig. Auf der Strasse war noch nicht viel los und der Tag war am Erwachen. Es war einfach so friedlich. Ich freute mich sehr, all die liebgewonnen Leute im Gottesdienst wieder zu sehen, die ich während dem Plumbline-Seminar in ihrer Gemeinde kennenlernen durfte. Während der Fahrt schwang die Frage mit, ob wir auch wirklich willkommen sind - nicht mehr so laut, wie auch schon. Die Frage liess sich bei der Ankunft schnell beantworten: Ja, wir waren herzlich willkommen! Uns kam solch eine Liebe entgegen - da schmolz schon fast mein Herz davon! 

Nach dem Lobpreis nahm uns der Prediger mit in das Buch des Predigers. Meine Antwort auf die Worte aus der Bibel war: Ich will in der Ewigkeit verankert sein und mehr in Gottes Dimensionen denken und glauben lernen - auch das ist wieder ein Prozess.

Die Gespräche mit den lieben Frauen nach dem Gottesdienst genoss ich sehr :-)

Um den Mittag fuhren wir zuerst zum Murtensee und assen im Auto unser mitgebrachtes Mittagessen, bevor wir ein paar Schritte dem See entlang spazierten. Da es mir zu viele Leute am Seeufer hatte, entschieden wir uns, dass wir noch zum Schwarzsee fahren. Dass wir dort noch viel mehr Leute antreffen werden, kam mir nicht in den Sinn. Trotz den vielen schneehungrigen Leuten spazierten wir um und auf dem zugefrorenen See. Beim Skilift und Restaurant hatte es unzählige Menschen und zuerst fühlte ich mich in der Masse nicht wohl, da doch noch irgendwo die Angst vor einer weiteren Covid-Ansteckung in mir schlummerte! Plötzlich kam mir mitten in der Menschenmasse der Gedanke: Hier pulsiert das Leben und freue dich daran! Nach diesem leisen Reden Gottes war das Gefühl des Unwohlseins weg! Wir tranken sogar auf der überfüllten Terrasse einen Kaffee und einen Tee. Gestärkt nahmen wir den restlichen Weg zum Auto unter die Füsse und ich freute mich sogar über all die Männer, Frauen und Kinder, die sich auf dem See tummelten - was für ein Wunder!

An diesen Sonntag werde ich mich noch lange erinnern, da er für mich auf zweifacher Weise heilsam war.


6. Dezember 2022: Ist Gott genug?

Im Moment habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit, die Tage, die Wochen nur so davonrennen ... Am 2. Dezember stand ich vor meinem grossen Kalender und bemerkte, dass er noch November hat. So klappte ich ihn nach hinten und der Dezember kam zum Vorschein. Als ich das Bild mit den Worten anschaute, wurde mir bewusst, dass mir diese Seite nicht bekannt vorkam - der Kalender stammt aus dem 2021. Vor einem Jahr war ich in der Reha und der Kalender zu Hause hatte bis im Januar noch November! Es war ein ganz spezieller Moment vor diesem Bild mit den Worten: "Wenn wir nichts mehr haben ausser Gott, merken wir, dass Gott genug ist," zu stehen. Die Worte haben mich in dem Moment sehr berührt und ich musste an meine Spital- und Reha-Zeit vor einem Jahr denken. In den zwei Monaten fühlte ich mich Tag und Nacht einsam - niemand ausser Gott, zu dem ich aber keinen Zugang hatte, war immer da. Über all die lieben Nachrichten, Telefonaten, Besuche, Geschenke, ... habe ich mich sehr gefreut, doch sie nahmen mir die Einsamkeit nicht weg.

In dieser Zeit konnte ich nicht sagen, dass Gott genug ist, wenn ich nichts mehr ausser ihn habe. Ich sehnte mich nach meinen Liebsten, nach meinem Zuhause, nach der Arbeit und nach meinem Leben. Heute weiss ich, dass mein Papa-Gott bei jedem Atemzug bei mir war und ich nicht alleine war. Doch damals nahm mich die Angst um meine Liebsten und um mein Leben so gefangen, dass nichts "Frommes" mehr zu mir durchdrang. Wie werde ich ein anderes Mal reagieren, wenn ich nichts mehr ausser Gott habe? Wird er genug sein?

Vor ein paar Tagen musste mir eine liebe Freundin noch einmal sagen, dass ich den Covid-Käfer besiegt habe, damit es endlich in meinem Herzen ankommen konnte. Ja, ich habe ihn besiegt!!!

Heute begegnete ich auf dem Weihnachtsmarkt einer Frau, die ich bestimmt schon über ein Jahr nicht mehr gesehen habe. Sie hat mich kurz darauf angesprochen, dass sie vor einem Jahr gehört hätte, dass es nicht gut um mich stehe ... Ich habe ihr dann kurz geantwortet, dass heute wieder alles gut ist. 

Nach wie vor merke ich, dass ich mich lieber unter Leuten bewege, die die ganze Covid-Geschichte mitbekommen haben. Da ist es auch nicht mehr das Thema, das zuvorderst liegt. Aber wenn ich Leuten begegne - die mich, aber die Geschichte nicht kennen, da weiche ich ihnen und ihren Fragen lieber aus. Es gibt Momente da tut es mir gut über diese schwere Zeit zu reden, aber es gibt auch Zeiten, da blende ich sie lieber aus. Diese Geschichte wird immer ein Teil von meinen Leben bleiben und wenn sie für andere zur Heilung dient, so erzähle ich sie noch so gerne.


13. November 2022: "Mut zur Reife"

Am 21./22. Oktober besuchte ich mit meinem Mann und einer Freundin den ersten Teil des Seminars "Mut zur Reife". Der zweite Teil, der zwei Wochen später stattgefunden hätte, musste leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden, da die Referentin notfallmässig ins Spital musste.

Hier ein kurzer Beschrieb, aus dem gleichnamigen Buch "Mut zur Reife" von Frank & Catherine Fabiano, um was es geht:

Unsere Vergangenheit ist immer da ... Unser ganzes Leben wird von dem beeinflusst, was vorher war. Wir können unsere Gegenwart ebenso wenig von der Vergangenheit loslösen, wie ein Baum von seinen Wurzeln wegmarschieren kann. Um mit unserer Reife voranzukommen, ist es nötig ...

1. die menschliche Entwicklung zu verstehen, wie Gott sie haben wollte,

2. die "Wurzeln" unserer Probleme als Erwachsene in unseren ersten Lebensjahren zu entdecken und genau zu lokalisieren,

3. tatsächlich zu erfahren, wie der Herr unser Leben heil macht und auf eine neue Grundlage stellt.

Im ersten Teil schauten wir uns die vorgeburtliche Phase, die ersten sechs Monate und die Zeit von 6-18 Monaten an. Nach jedem der drei "Kapitel" gab es je eine längere gemeinsame Gebetszeit, in der mir mein Papa-Gott zwei innere Bilder schenkte, die mich zu Tränen rührten und mir eine neue Sicht der Dinge schenkte.

Bild 1: Ich sah mich im Bauch von meinem Mueti und plötzlich waren da zwei liebevolle  👀Augen mit den Worten Big Daddy   is watching you! Da ich mich immer wieder einsam fühle, war dieses Bild Balsam und heilsam für meine Seele und eine weitere Bestätigung, dass er schon immer bei mir war, ist und bleiben wird.

Bild 2 habe ich mir aufgemalt (siehe Bild oben): Ich sah mich als kleine Barbara vergnügt im Huckepack auf dem Rücken meines Papa-Gottes und für ihn war/bin ich überhaupt keine Last! Da ich mich oft nicht willkommen fühle, da ich ja eine Last für andere sein könnte, hat mich dieses Bild tief berührt. Dieses Gefühl des Nicht-willkommen-seins ist in meiner Kindheit verwurzelt. Mein Papa-Gott hat mir mit diesem heilsamen Bild, das alte Bild (ich bin eine Last) ersetzt. 

Diese beiden Bildern schenken mir neue Grundlagen für mein Leben - ihm gehört mein Dank :-)


11. November 2022: Covid-Käfer 2.0

Diesen Blog-Eintrag habe ich jetzt eine Weile vor mir hergeschoben, da ich mich ihm nicht stellen wollte! Dabei fühle ich mich jeweils ein paar Kilos leichter, nachdem ich die Dinge von meiner Seele geschrieben habe.

Der gefürchtete Tag vor einer erneuten Covid-Ansteckung traf fast auf ein Jahr genau nach der letzten Ansteckung ein. Es fing wieder mit einem Halskratzen an, das sich in Halsschmerzen entwickelte. Am Abend vor dem PCR-Test überfiel mich eine regelrechte Angstattacke vor einem erneuten schweren Verlauf. Mein Herz raste und ich war innerlich wie äusserlich ziemlich unruhig. Mit einer Dusche versuchte ich mich abzulenken, was mir nicht gelang. So legte ich mich in meiner Panik neben meinen Mann ins Bett und er strich mir sanft und liebevoll, wie bei einem Kind, dass beruhigt werden wollte, immer wieder über meinen Kopf. Währenddessen versuchte ich ruhig und langsam ein- und auszuatmen und bei jedem Ein- und Ausatmen sagte ich zu mir: Gott ist da - Gott ist da, ... Mit der Zeit wurde ich ruhiger und schlief dabei ein.

War dieser PCR-Test als Spucktest angenehm. Niemand bohrte mir ein Stäbchen in meine Nasenlöcher bis in mein Hirn hinein! Dafür war die Bürokratie um so komplizierter ... Ich ahnte schon, dass der Test positiv ausfallen würde - was am nächsten Tag auch bestätigt wurde.

Ich kann euch sagen, ich habe alles menschenmögliche während den paar Tagen gemacht: Fieber gemessen - etwas Temperatur, Sauerstoffsättigung gemessen - immer um die 97% - 98%, Literweise Salbei-Ingwer-Honig-Tee getrunken, drei Mal im Tag mit heissem Dampf inhaliert, drei Mal im Tag die Nase mit Salzwasser gespült, drei Mal im Tag mit Salzwasser gegurgelt, kiloweise Ricola- und Halspastillen gesaugt, einmal pro Tag Schleimlöser getrunken, entzündungshemmende Schmerztabletten geschluckt, mit einer Bronchialsalbe den Hals immer wieder eingeschmiert und mit einem Halstuch zugedeckt. In diesen Tagen war es mir überhaupt nicht langweilig! Jetzt lache ich darüber, aber in diesen Tagen war es mir nicht zum Lachen zumute. 

Ehrlich gesagt, waren diese paar Tage mit Halsschmerzen, etwas Temperatur, Kopfschmerzen und Schnupfen, wie ich es von früher her kannte ein Spaziergang - kein Vergleich mit dem letzten Covid-Marathon!

Halsabwärts ging es mir gut. Da ich keine unnormale Müdigkeit verspürte, schlief ich auch nicht mehr als sonst. Nach dem die Halsschmerzen langsam nachliessen, wollte ich endlich wieder nach draussen an die frische Luft, um mich bei einem Spaziergang zu bewegen. Aber ich getraute mich fast nicht aus dem Haus - die Isolation vor einem Jahr war noch so in mir drin! So schlich ich mich aus dem Haus und verschwand in der Abenddämmerung im Wald, damit mich ja niemand sehen würde! Dabei durfte ich ja raus!

Nach zehn Tagen ging ich wieder arbeiten und der Spuck war vorbei! 

Heute bin ich über die erneute Ansteckung dankbar, da sie mir mein Vertrauen in mein Immunsystem und in meinen Papa-Gott gestärkt hat. Sie hat mir auch einen grossen Teil der Angst vor dem Covid-Käfer genommen und ich bin in dieser Hinsicht ruhiger geworden. Respekt vor diesem unberechenbaren Käfer habe ich nach wie vor, da ich hautnah erleben musste, wie schädlich er auch sein kann. Aber ich will nicht länger von dieser Angst gefangen genommen werden.

Das Ganze war sehr speziell, da es fast auf den Tag genau ein Jahr her war, wo mich der Covid-Käfer 1.0 erwischt hat!


24. Oktober 2022: Herbstzeit

Am 1. September schrieb ich, dass ich mich auf den farbenfrohen Herbst freue und nun ist er schon fast vorbei. Da ich den letzten Herbst mit all seinen Farben nicht geniessen konnte, genoss ich jetzt die Zeit draussen in der Natur um so mehr. Nebst der wunderbaren bunten Schöpfung, die der Herbst zu Tage brachte, brachte er auch Erinnerungen und Gefühle zu Tage, die vor einem Jahr aktuell waren und jetzt ab und zu wieder auftauchen. Körperlich geht es mir wieder so wie vor meinem Covid-Sturm, aber meine Psyche hinkt noch etwas hinterher... Die Covid-Erkrankung mit all seinen Schattenseiten hat mit mir mehr gemacht, als ich dachte. Ich wünschte mir, ich könnte sagen, dass alles wieder gut ist und es nichts mehr mit mir macht. Aber dem ist leider nicht so. Angst vor einer erneuten Ansteckung macht sich in gewissen Momenten bemerkbar und ich überlege mir z.B. drei Mal, ob ich jetzt ins Migros  gehen will oder den ÖV benutzen will. Meine Hände desinfiziere ich auch wieder vermehrt und wenn jemand hustet, zucke ich innerlich zusammen. Mein Herz braucht in dieser Hinsicht noch Heilung.

Nebst dem "Covid-Trauma" schwirrt noch einiges in meinen Gedanken herum, das ruhiger werden darf, das losgelassen werden darf, das in mein Herz rutschen darf, das eine Berührung von meinem Papa erleben darf - wenn ich könnte, würde ich am liebsten alles laut herausschreien!

Manchmal habe ich mich kaum mehr dafür über den Covid-Käfer zu reden oder zu schreiben, weil es viele nicht mehr hören oder lesen mögen. Aber er ist immer noch allgegenwärtig und zerstört Leben! Für mich war es eine einschneidende Zeit, die mich bis heute geprägt hat - auch im Guten. Mir hilft es darüber zu reden/schreiben, dann fühle ich mich nicht so allein mit dem Zeugs!

Vor den Tagen wie der 31. Oktober (erste Covid-Symptome), der 6. November (Eintritt ins Spital Zweisimmen), der 10. November (Verlegung nach Thun), der 19. November (Verlegung zurück nach Zweisimmen), der 23. November (Verlegung in die Reha nach Heiligenschwendi) und der 23. Dezember (zurück nach Hause) habe ich etwas Bammel, da ich nicht weiss, was es mit mir machen wird. Da muss ich wohl oder übel mit meinem Papa durch...


7. Oktober 2022: Doppelter Liebesbeweis

Vor fast zwei Wochen besuchte ich wieder einmal den Gottesdienst in unserer Gemeinde. Da ich mich nicht mehr so gern in der Masse bewege, nahm ich ganz am Rand Platz und hörte auf meinem Stuhl in den liebenden Vaterarmen der Lobpreis-Band zu, da seit der Covid-Erkrankung der singende Kanal in mir zu ist! Mein Lob, mein Dank und meine Anbetung gegenüber meinem Papa-Gott fliessen durch andere Kanäle, wie schreiben, malen, Zeugnis erzählen, einfach in Seiner Gegenwart sein, mit Ihm spazieren gehen,...

Die Band sang unter anderem das Lied: Great are you Lord (https://www.youtube.com/watch?v=uHz0w-HG4iUund folgende  Worte rührten mich zu Tränen: Es ist dein (Gottes) Atem in unseren Lungen... Vor ein paar Tagen hat mir mein Papa erst gerade versichert, dass er bei jedem Atemzug - bei jedem Ein- und Ausatmen bei mir war/ist/sein wird und nun begegnen mir diese Worte, die so gut dazu passen. Für mich war das ein doppelter Liebesbeweis von meinem Papa. Natürlich flossen auch Tränen der Dankbarkeit, dass ich leben darf.

Ähnlich wie mit dem Singen, habe ich es mit Sonntagspredigten. Sie klingen in meinem Herzen einfach nicht an! Ich lese lieber in meiner Bibel, lese lieber eine Biografie oder ackere mich lieber durch ein Seelsorge-Themenbuch, als einer Predigt zuzuhören! Im Moment hat es mir Die Hütte von William Paul Young angetan, da das Buch und der Film so viel mit innerer Heilung und meinem Leben zu tun haben - die Geschichte spiegelt den elfjährigen Heilungsprozess des Autors wider...


24. September 2022: Zurück in die Vergangenheit

Vor drei Tagen begab ich mich mit meinem Papa-Gott mit Zug und Bus auf eine Reise zurück in die Vergangenheit. Mit im Gepäck war die Frage: Wo warst du Gott in den schwersten Zeiten meines Lebens? Gefühlsmässig waren die zwei Monate im Spital und in der Reha (Nov./Dez. 2021) eine der schlimmsten Zeiten in meinem Leben. Nebst ein paar anderen Gefühlen gehörten die Angst und die Einsamkeit zur Tagesordnung und hüllten mich ein. So intensiv und stark nahm ich sie noch nie bewusst wahr - es waren dieselben Gefühle, die ich als Kind hatte, als mein Mueti verunglückte, die ich aber damals erfolgreich verdrängte. Nun hatten sie einen Weg an die Oberfläche gefunden... 

Auf der Zugfahrt von Gstaad nach Zweisimmen schenkte mir Gott ein inneres Bild: So wie er Adam und Eva nach dem Sündenfall aus Liebe ein Fell um ihre Nacktheit band, so band er auch mir ein Fell als Schutz vor dem Covid-Käfer um meine Leber, meine Niere und meinen Darm - die auch verschont blieben. Da war Gott am Werk!

Natürlich kam mir wieder der eine Satz, den mir Gott auf der unruhigen Covid-Station schenkte in den Sinn: "Dein Leben hier auf der Erde ist noch nicht vorbei - ich habe noch Grossartiges mit dir vor!". Irgendwo tief im Inneren klammerte sich mein Leben an diesen Strohalm, während die Frage im Raum stand, ob ich leben oder sterben werde! Mein Papa wachte über meinem Leben, auch wenn ich es nicht wahrnahm und mein Vertrauen zu ihm auf der Strecke blieb!

Im Simmental stachen mir folgende Worte aus einem Buch in die Augen, die mir sehr bekannt vorkamen: Allen, die im Gebet um mich gerungen haben. Nur weil ihr gebetet habt, bin ich noch hier! Vor lauter Angst kam in meinem Herzen nichts "Frommes" mehr an! Da war ich einfach nur dankbar, dass so viele liebe Leute mich durch ihre Gebete durch getragen haben. Noch heute bin ich davon überzeugt, dass die Gebete Schlimmeres verhindert haben.

An die Fahrt von Zweisimmen nach Heiligenschwendi - es war ein wunderschöner Herbsttag mit all seinen leuchtenden Farben, erinnere ich mich gerne. Gott schickte einen Engel in Form einer gläubigen Pflegefachfrau vorbei, die mich während der Fahrt mit dem Krankentransport begleitete. War das ein Lichtblick in all der Finsternis! Da war Gott mittendrin.

Während der Busfahrt von Thun nach Heiligenschwendi nahm ich noch einmal all die Gefühle der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins, der Angst und der Einsamkeit wahr - war ganz speziell.

Im Reha Zentrum angekommen, nahm ich den 1km Rundweg, den ich x-Mal mit dem Sauerstoffgerät absolvierte, unter die Füße. Dabei dankte ich einfach Gott, dass er über jeden Atemzug gewacht hat - auch wenn ich schlussendlich vier Monate mit zusätzlichem Sauerstoff leben musste/durfte. Der Atem Gottes hielt mich schliesslich am Leben und bei jedem Ein- und Ausatmen war er bei mir.

Bevor ich mich wieder auf den Heimweg machte, unternahm ich noch eine kleine Wanderung und sprach noch einmal mit meinem Papa über diese schmerzhafte Zeit - in allem Belangen und gab sie ihm zurück.

Nun kann ich sagen, mein Papa-Gott war auf vielfältiger Weise IMMER bei mir, auch wenn ich ihn in dieser Zeit kaum wahr nahm.

Der Covid-Käfer wird immer zu meiner Geschichte gehören und ich will diese Zeit nicht verleugnen. Trotz all dem Schmerzhaften habe ich in diesen herausfordernden Monaten einige Lektionen für das Leben gelernt und bin dankbar dafür.

Es war eine heilsame Reise in die Vergangenheit.


18. September 2022: Kommunikation

Vielleicht fragst du dich, wie den eine Papa-Gott-Liebesbeziehung aussieht. Anhand einer Jahres-Reise mit meinem Papa gebe ich dir einen Einblick, wie ich Beziehung lebe.

Ich würde Mal behaupten, dass ich letzten Herbst eine innige intime Beziehung mit ihm hegte und pflegte. Wir waren oft draussen in der Natur zusammen unterwegs. Während einem Spaziergang oder einer Wanderung pflegten wir allein einen regen Austausch. Einmal schüttete ich ihm mein Herz aus, ein anderes Mal horchte ich auf seine leise Stimme. Oft richteten sich meine Augen auf irgendetwas in der Natur und schon war ein Gedanke, ein Bibelvers,... geboren und lief mit dem weiter und es entstand ein Zwiegespräch zwischen uns. Stille, schmunzeln, weinen,... hatte auch seinen Platz auf dem Weg.

Unerwartet änderte sich unsere Beziehung als der Covid-Käfer in mein Leben einzog. Zwei Monate lang war ich stumm wie ein Fisch - brach keine Worte an ihn über meine Lippen. Doch mein Papa Gott war da und hörte meine stummen Schreie meines Herzens. Im Nachhinein erkenne ich viele Liebesspuren aus dieser Zeit - er war die ganze Zeit da und wachte über meinem Leben.

Es war so surreal. Erst gerade noch waren wir eng umschlungen miteinander unterwegs und auf einen Schlag nahm mich die Angst um mein Leben und um meine Liebsten so gefangen, dass von meiner Seite her nur noch stumme Hilferufe kamen.

Das Buch Wenn Gott dir schreibt von Detlev Reich, dass mir eine liebe Person nach Weihnachten schenkte, brachen mich wieder ganz sanft zu meinem Papa zurück.Die liebenden Worte, die ich Tag für Tag und Woche für Woche mir laut vorlas, erreichten langsam mein Herz wieder und Tränen durften dabei fliessen. Das nächste halbe Jahr verbrachte ich damit, das Geschehene einzuordnen, mein Leben neu zu sortieren und wieder ein Ja zum Leben zu finden. Langsam und stetig entstanden wieder Zwiegespräche zwischen mir und meinem Papa und seine Worte aus der Bibel prallten nicht mehr so ab, wie noch in der akuten Phase der Krankheit, wo es um Leben oder Tod ging! 

Heute geniesse ich wieder die Spaziergänge mit meinem Papa und unsere Liebesbeziehung ist in die Tiefe gewachsen. Seine Worte aus der Bibel nehme ich heute anders wahr, als noch vor einem Jahr - sie sind noch persönlicher und lebendiggeworden. Hingegen schaffe ich es (noch) nicht, ihn mit Liedern von Herzen zu loben und anzubeten - es geht einfach nicht! Da liege ich lieber in seinen Armen und lasse mich von ihm lieben.

Kommunikation kann so vielfältig sein.


14. September 2022: Papa-Gott

Neulich bekam ich die Gelegenheit über meine Beziehung mit meinem Papa-Gott über all die Jahre nachzudenken - wie sie sich entwickelt, verändert und vertieft hat.

Als Kind glaubte ich, dass es einen Gott gibt, aber das war schon alles. Dass dieser Gott einmal eine grosse Rolle in meinen Leben spielen wird, davon ahnte ich nichts.

In meinen Jugendjahren entschied ich mich, diesen Gott in mein Leben zu lassen, obwohl ich keine Ahnung hatte, was das überhaupt für mein Leben bedeuten wird! Ich besuchte nah dies nah die Jugendgruppe und den Gottesdienst - wie man das so macht und hörte viele unbekannte Geschichten aus der Bibel.

Als Grünschnabel besuchte ich mit 20 Jahren eine Jüngerschaftsschule bei Jugend mit einer Mission (www.jmemwiler.ch) und mir wurde langsam bewusst, dass es mehr als nur um an einen Gott zu glauben geht - es geht um eine Vater-Tochter-Beziehung mit diesem Gott.

Wie das Leben so spielt, heiratete ich, kriegte Kinder und ging brav in den Gottesdienst, leitete in der Jungschar mit, machte mehr weniger als mehr meine stille Zeit, weil man das so macht. Mit all dem Tun versuchte ich Gott zu gefallen, damit er mich ja liebt! Die Vater-Tochter-Beziehung blieb auf der Strecke liegen.

Erst Jahre später, als ich die erste Runde in der Schule für Heilung (2012/2013) durchlief, hörte ich immer wieder von dieser bedingungslosen Liebe - ich muss nichts tun, damit mich Gott liebt! Seine Liebe kann ich nicht verdienen und meine inneren Wunden muss ich nicht selbst verarzten (geht sowieso nicht) - ich darf sie Gott hinhalten und ihm überlassen. Als ich mich damals auf meinen Heilungsweg begab, begab ich mich unbewusst auch auf einen Weg was meine Beziehung mit Gott anging: Sie veränderte sich langsam zu einer Liebesbeziehung zwischen einer Tochter und einem Vater.

Heute ist Gott zu meinem Papa-Gott geworden. Dies ging aber nicht von jetzt auf gleich. Nein, in den letzten Jahren ging ich mit ihm durch Hohes und Tiefes, durch Oasen- und Wüstenzeiten, die mein Leben und meine Beziehung zu ihm prägten und schleiften. Heute geniesse ich die Zweisamkeit mit meinem Papa-Gott, nicht weil ich muss, sondern weil es mich an sein Vaterherz zieht. Ich darf aus dieser Liebesbeziehung heraus mein Leben gestalten und mit anderen teilen, nicht weil ich muss, sondern weil mein Herz sich danach sehnt. 


1. September 2022: Vier Jahreszeiten

Liebend gerne halte ich Rückschau auf einen Lebensabschnitt, damit ich die Spuren Gottes darin entdecken darf. Mit diesem Bild der vier Jahreszeiten blicke ich auf das vergangene Jahr zurück, das mit vielen Herausforderungen bestückt war.

Winter: Nach der intensiven Plumbline-Woche (https://www.plumbline-switzerland.ch) vor einem Jahr und der Zeit danach, in der mein Prozess der Heilung weiterlief, sehnte sich mein Herz nach Ruhe. Die "Ruhe" kam dann in Form eines Wintersturms! Fast zwei Monate war ich wegen dem Covid-Käfer von zu Hause weg! Klar hatte ich viel (zu viel) Zeit für mich, aber von Ruhe war keine Rede - in mir tobte es! Mein Herz war wie in einem Eisklotz von der ständigen Angst gefangen! Keine Bibelverse, keine Predigten, keine Lobpreislieder - nichts Frommes kam bis zu meinem Herzen ran. Eine Ausnahme gab es: Die Stimme einer lieben Frau, die mir mit ihren Liedern Heimat schenkte und mein unruhiges Herz mehr oder weniger beruhigen konnte. Sonst herrschte um mein Herz klirrende Kälte!

Frühling: Wieder zu Hause angekommen, tauten die eingefrorenen Tränen auf und ich erwachte langsam aus dem Alptraum auf! Mein Frühling dauerte nicht nur vier Monate, sondern sieben Monate. In diesen Monaten nahm ich mir für die notwendige Herzens-Behandlung durch Gottes Liebe Zeit. Zeit - um einfach zu sein, Zeit - um meine Identität als Tochter vom Vater ansatzweise zu entdecken (da bin ich immer noch am Buchstabieren), Zeit - um das Durcheinander in meinem Herzen zu ordnen, Zeit - um wieder ein Ja zum Leben zu finden und auf die harte Tour erkennen, dass nicht ich, sondern Gott für mein Leben verantwortlich ist!

Sommer: Heute geniesse ich mein Leben mehr als vor dem Wintersturm und habe wieder ein Ja zu meinem Leben gefunden. Gottes Wahrheiten erreichen mein Herz wieder - obwohl mit oberflächlichen Predigten kann ich nichts anfangen! Für mich muss es in die Tiefe gehen. Mein Herz fängt wieder dort an zu blühen, wo es Gott hinpflanzt und meine Leidenschaften (schriftlich und mündlich aus meinem Leben mit meinem Papa-Gott erzählen, mit Menschen Leben/Herz teilen, Bilder malen, Fürbitte) dürfen weiter reifen und wachsen, um sich noch mehr zu entfalten. Da stehe ich im Moment.

So freue ich mich auf den farbenfrohen Herbst, der neue Abenteuer mit sich bringt - in welcher Form auch immer...


26. August 2022: Abschied

Ich hasse Abschiede und verabschiede mich nicht gerne, weil es immer mit mehr oder weniger Schmerzen verbunden ist. Heute war es wieder einmal soweit: Ich musste mich von lieb gewonnen Menschen und dem himmlischen Ort verabschieden. 

Die Tage in Châtel VD vergingen wie im Fluge vorbei. Kaum angekommen - schon wieder weg!

Einmal YWAMer - immer YWAMer und so fühlte es sich in diesen Tagen bei YWAM Châtel auch an. Die Vision von Youth With A Mission: To know God and make Him known, wird noch heute gelebt, aber mit dem Youth kann ich nicht mehr mithalten. Dafür bin ich um ein paar wertvolle Lebenserfahrungen reicher als die jungen Menschen.

Die sommerlichen Tage oberhalb des Genfersees genoss ich in vollen Zügen. Mit einer lieben Indonesierin arbeitete ich ab und zu im Garten und einmal half ich einem Italiener in der Küche. Es gefiel mir in einer so bunten Schar von Nationalitäten aufgehoben zu sein, auch wenn mein Englisch und Französisch zu wünschen übrig lässt. Verstehen tue ich ziemlich viel, doch mein Reden blieb bei meinem Grundwortschatz und am Anfang fehlte mir den Mut, mich in einer Fremdsprache zu äussern.

So war ich dankbar, dass Gott meine Herzensprache sprach und mich durch ein Bild, durch einen Bibelvers, durch die Weinberge, durch ausgesprochene Worte,... ermutigte.

Wie es so ist beim Abschied nehmen, entstehen oft die besten Gespräche und so war es heute Morgen nicht anders. Eine Inderin hat mich ermutigt, am Leben teilen dran zu bleiben und eine Osteuropäerin meinte, ich sei in diesen Tagen ein Licht im YWAM-Zentrum gewesen und hätte Freude gebracht - obwohl ich nicht viel gesagt habe. Der italienische Koch schenkte mir zum Abschied ein Glas selbstgemachte Tomatensauce und eine Portion Auberginen-Tomaten-Lasagne.

Reich beschenkt von Gott und den lieben Menschen machte ich mich mit Tränen in den Augen auf den Heimweg und war für den zwanzig-minütigen Fussmarsch zum Postauto sehr dankbar.

Châtel ich komme wieder 😊.


21. August 2022: Freude mit Tränen vermischt

Der wunderschöne Hochzeitstag von Naemi und ihrem Ehemann Benjamin ist schon Geschichte. Nun sind wir um ein Familienmitglied gewachsen - Benjamin ist jetzt mein Schwiegersohn :-) Muss mich noch an diesen Gedanken gewöhnen.

Wie es mir heute geht, war die Frage einer lieben Freundin. Gar nicht so einfach zu beantworten. Mein Herz ist in dieser Hinsicht etwas geteilt: Der eine Teil freut sich sehr mit den Beiden und der andere Teil braucht noch etwas Zeit, um die neue Tatsache zu begreifen und meine Seele hinkt noch etwas hinterher.

Ich bin so dankbar und freue mich, dass Naemi mit Gott und Benjamin ihren eigenen Weg geht und ihr Leben mit ihnen gestalten darf. Sie aber nach 20 Jahren ziehen zu lassen, ist gar nicht so einfach. Und da wären wir beim zweiten Teil meines Herzens. Loslassen hat bei mir mit Schmerzen zulassen zu tun. Jemanden loszulassen und ziehen zu lassen ist für mich nicht einfach und da Naemi nicht einfach jemand ist - sie ist meine geliebte Tochter, macht das Ganze nicht einfacher. Es fühlt sich wie eine Wunde an, die von Gott liebevoll desinfiziert und gepflegt werden darf, bis sie nicht mehr schmerzt. Im Moment blutet die Wunde noch etwas und Tränen finden immer wieder den Weg nach draussen und sie säubern die Wunde damit sie heilen kann. Was für ein ermutigendes Bild!
In dem Sinne geht es mir verheissungsvoll, wo Freude und Tränen ihren Platz haben dürfen.


20. August 2022: Mutterherz

Der grosse Tag steht vor der Tür: Unsere älteste Tochter heiratet heute :-) Einerseits freue ich mich so sehr mit ihr und anderseits weint mein Mutterherz. Einmal mehr heisst es loszulassen!

Nun hatte ich ein Jahr Vorbereitungszeit auf diesen heutigen Tag. Doch bis vor einer Woche verdrängte mein Herz die Tatsache, dass Naemi endgültig von zu Hause auszieht und ihre eigene Familie mit ihrem Ehemann gründet. Was nicht heisst, dass sie nicht mehr zu unserer Familie gehört.

Am Montag durchkämmte ich unsere unzähligen Familienfotos bzw. Naemis Leben und dabei kamen mir aus Dankbarkeit an all die schönen Erinnerungen nur noch die Tränen. Viele schöne Erinnerungen an die letzten 20 Jahre kamen zum Vorschein. Klar war nicht immer heiterer Sonnenschein in unserem Familien-Alltag. Aber die schönen überwiegen die schwierigen Momente.

Am Mittwoch zog Naemi endgültig mit Sack und Pack von zu Hause aus und Tirza durfte in ihr Zimmer umziehen, worauf sie schon lange fieberte. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, dass da jetzt Tirza haust und Naemi weg ist.

Ab dem Donnerstag fingen mich die Leute an zu fragen, ob ich wegen der Hochzeit nervös sei. Nein, nervös bin ich nicht, aber etwas wehmütig ist es mir ums Herz. Loslassen ist nach wie vor nicht einfach!

Gestern fuhr ich mit dem E-Bike durch den lang ersehnten Regen zum Blumenladen, um Sonnenblumen und Schleierkraut für unsere Hochzeit-Auto-Deko zu kaufen. Ich genoss die Fahrt durch den Regen regelrecht, auch wenn ich trotz Regenkleider ziemlich durchnässt wieder zu Hause ankam. Wie der Regen seine Daseinsberechtigung hat, so haben meine Tränen des Loslassens auch ihre Berechtigung. Da Gott seinen geliebten Sohn auch loslassen musste, kennt er meine Gefühle und meine Tränen nur zu gut und dafür bin ich dankbar.

Papa-Gott, ich danke dir von Herzen, dass du uns Naemi geschenkt und anvertraut hast. Danke, durften wir sie in den 20 Jahren auf ihrem Weg begleiten. Danke, dass aus ihr eine wunderbare selbständige Frau geworden ist, die mit dir und ihrem Ehemann weiterziehen wird. Im Vertrauen, dass du nur das Beste für sie im Sinn hast und dass du für ihr Leben verantwortlich bist, lasse ich sie mit einem dankbarem Herzen los und weiterziehen. Naemi du wirst immer meine geliebte Tochter bleiben und ich dein Mueti. Du bist eine gesegnete Frau. Amen.

Das Hochzeitsfest kann beginnen...


14. August 2022: Loslassen

Das Thema Loslassen und Gott die Kontrolle abzugeben, begleitet mich schon länger und ist immer wieder ein Lernen. Lektionen und Lernfelder im Leben gibt es ja zu genüge...

Vor gut einem Jahr durfte ich eine deftige Lektion lernen, die mir eine nicht bekannte Freiheit schenkte. Durch meine Verlustangst habe ich unbewusst all die Jahre meine Familie kontrolliert und ihnen die Luft zum Atmen genommen. Und das ist noch nicht alles! Ich habe den Platz von Gott eingenommen und alle Verantwortung gegenüber ihnen auf mich genommen. Als "mein Vater" folgende Worte bestimmt, energisch und laut aussprach: Du bist nicht Gott! Du bist nicht für deine Familie verantwortlich!, bin ich innerlich ziemlich aufgeschreckt und die Worte gingen durch Mark und Bein! Im Nachhinein kann ich sagen, es musste so gesagt werden, damit ich es auch kapiere!

Anschliessend hatte ich die Wahl, ob ich vom Verstand her - die Gefühle sprachen eine andere Sprache, aufstehe, meine Familie loslasse und sie in Gottes rechte Hand abgebe und seine linke Hand ergreife - ich entschied mich für diese wertvolle und heilsame Handlung, die mich noch heute daran erinnert, dass ich meine Familie in Gottes Obhut abgegeben habe und er für sie verantwortlich ist.

Eine Woche später habe ich selber über mich gestaunt. Mein Mann brachte unsere älteste Tochter mit ihrem Gepäck und Arbeitsmaterial für ihren ÜK, zu ihrem Gotti, die etwas mehr als eine Autostunde von uns entfernt wohnt. Er war ganz erstaunt, dass ich nicht mitkommen wollte, da ich ihn aus Angst kaum alleine ziehen lies! So blieb ich alleine zu Hause und genoss die Zeit für mich und verschwendete fast keine Gedanken daran, dass ihm/ihnen etwas zustossen könnte.

Im Oktober 2021 hat mir Gott ein neues Übungsfeld zum Loslassen geschenkt. Unsere jüngste Tochter darf jetzt mit meinem Töffli unterwegs sein! Kaum hielt sie ihren Fahrausweis in den Händen, sass sie schon auf ihm und drehte ihre ersten Runden. Sie geniesst die neu gewonnene Freiheit und ich übe mich im Loslassen.

Ein paar Tage später sprach unsere mittelste Tochter mit mir über ihre nächsten Ferien im Frühling 2022 und meinte, dass ich ja nicht will, dass sie irgendwo hinfliegt. Meine Reaktion auf ihre Aussage erstaunt mich noch heute: "Von mir aus, darfst du auch das Flugzeug nehmen!".

Während meiner Covid-Talfahrt konnte und wollte ich mein Leben nicht loslassen, da ich wusste, wie ein Leben ohne Mueti aussieht und dies wollte ich meinen Kindern nicht antun! Dieses Nicht-Loslassen endete in Angst und Panik! Ich war nicht fähig mich ruhig in Gottes liebende Arme zu legen und mein Leben loszulassen, auch wenn ich wusste, dass es im Himmel kein Leid mehr geben wird. Keine Ahnung, was in diesen Wochen alles in meinem Unterbewusstsein abging - wäre noch interessant einen Einblick zu bekommen. Eines was ich aus dieser von mir nicht ausgesuchten Zeit gelernt habe, ist, dass Gott für mein Leben verantwortlich ist.

In diesen Sommerferien entdeckte unsere jüngste Tochter den Ausgang bis mitten in der Nacht! Die ersten paar Nächte war ich unruhig und schlief erst, wenn sie wieder sicher zu Hause war. Die Unruhe hat sich inzwischen gelegt und ich freue mich, wenn sie sich mit ihren Freunden trifft und Spass hat - das war nicht immer so. Sie war in der Schule oft ausgeschlossen und die Einzige, die jeweils für die Kindergeburtstage nicht eingeladen wurde.

Die jüngste Loslass-Geschichte von meinem Mueti habe ich schon beschrieben...

Nun steht die nächste Etappe des Loslassen vor mir: Unsere älteste Tochter heiratet in sechs Tagen und zieht definitiv von zu Hause aus. Im Moment bin ich noch ruhig und freue mich für sie :-) Wie wird es meinem Mutterherzen in der nächsten Zeit ergehen? 

Loslassen und Gott lassen, kann so vielfältig sein.


10. August 2022: Heilsame Momente

Rund 20 Jahre lang wusste ich nicht, wo mein Mueti mit dem Flugzeug abgestürzt war. Dank dem Internet fand ich das Unfallprotokoll mit den Angaben - ein Ort der mir bekannt war.

Wegen dem Bericht vom Fenster zum Sonntag (https://www.youtube.com/watch?v=yCzxZ7SA9FU) entschied ich mich das erste Mal an die Unfallstelle zu gehen, bzw. mit dem E-Bike alleine hinzufahren. An diesem Tag war es neblig und es rieselte leicht und die Stimmung widerspiegelte meinen Gemütszustand. Aber Gott schickte einmal mehr ein Flugzeug vorbei, das ich schon von weitem vernahm. Damit zeigt er mir immer wieder, dass er da ist.

Der zweite Besuch des Ortes war dann ein paar Tage später mit meinem Mann und der Crew vom Fenster zum Sonntag. Die Stimmung und das Wetter waren ganz anders als noch vor ein paar Tagen. Die Sonne schien uns ins Gesicht und das ersehnte Flugzeug für den Dreh flog durchs Tal - Gott war wieder mitten im Geschehen.

Der dritte Besuch war von Gott geplant. Durch den Bericht im Schweizer Fernsehen nahm zwei Jahre später der jüngste Bruder vom "Absturzpiloten" Kontakt mit mir auf und äusserte den Wunsch, einmal an der Absturzstelle zu stehen. So standen wir zu viert (ich und mein Mann und er und seine Frau) ohne viele Worte und ein paar Tränen an Ort und Stelle. Dies war ein spezieller Moment, da uns das gleiche Unglück und der gemeinsame Glauben an Gott verband. Noch heute sind wir miteinander in Kontakt.

Bei jedem der drei Besuche war meine erste Reaktion: Bestimmt nicht, denn es könnte ja schmerzlich sein - was es zum Teil auch war. Und zugleich war es heilsam.

Diesen Frühling verspürte ich den Wunsch, noch einmal die Absturzstelle zu besuchen. Die vergangenen zwei Monate nahm ich mir Zeit, mich auf diesen Tag vorzubereiten. Mit einem schweren Gedenkstein, Blumen und einem Brief an mein Mueti im Gepäck machte ich mich mit "meinem Vater" auf den zum Teil sehr steilen Weg. Die Last, die ich hinauf schleppte, war nicht gerade förderlich und so empfand ich es sehr lange in meinem Leben.

Beim Absturzort suchten wir nach einem geeigneten Platz für den Gedenkstein und fanden den perfekten Erinnerungs-Altar. Nach dem die Blumen und der Stein fein säuberlich an ihrem Platz waren, brauchte ich etwas Zeit für mich. Unter Tränen las ich in der herrlichen Natur den mitgebrachten Brief meinem Mueti vor - es war ein spezieller Moment.

Die schwere Last durfte ich symbolisch mit dem Gedenkstein dort lassen und mit den Worten aus dem Brief habe ich mein Mueti endlich losgelassen. Einen weiteren Meilenstein des Trauerprozesses wurde gelegt.

Es war ein anstrengender, aber heilsamer 9. August 2022, der in meine Geschichte eingehen wird.


3. August 2022: Zurück im Leben

Meine Hausärztin meinte heute, dass jetzt meine Covid-Leidens-Geschichte vorbei sei. Vergessen werde ich diese herausfordernde Zeit, wo es um Leben und Tod ging, wohl nie, aber ich will mich nicht länger von ihr bestimmen lassen. Eine weitere Geschichte gehört nun zu meinem Lebensschatz, die ich für andere in ähnlichen Situationen in meinem Herzen bewahre. Denn nur wer ähnliches durchgemacht hat, kann sich in andere hineinversetzen, fühlen wie sie fühlen und entsprechende Worte finden.

Eine liebe Freundin hat es mit folgenden Worten so ausgedrückt: ... Du hast das Todestal gemeistert und bist mit IHM hindurch gegangen... Gott kämpft als Vater um das Leben seiner Kinder...Wie wahr diese Worte sind, kann ich nur bejahen.

Weitere Worte, die gerade so gut dazu passen, habe ich in meinem Wunderbuch vom 14. März 2021 zum Thema Krisen gefunden: ... Wenn ich im dunklen Tal bin, ist der gute Hirte bei mir und geht mit meinem Tempo mit mir hindurch... Rund acht Monate später fand ich mich in diesem dunklen Tal des Todes und der gute Hirte war mit mir, auch wenn ich ihn nicht immer wahr nahm.

Mit den Versen aus Psalm 23 blicke ich auf das Todestal zurück:

Der Herr ist mein Hirte, ich habe alles was ich brauche. Das mit dem Alles ist so eine Sache. Durch die Covid-Massnahmen vermisste ich Berührungen, wie ein Umarmung oder einfach mal eine Hand auf der Schulter. Die Besuchsregeln waren für mich als Patientin auch nicht förderlich!

Er lässt mich in grünen Tälern ausruhen, er führt mich zum frischen Wasser. In der Reha in Heiligenschwendi schenkte mir Gott in beiden Zimmern, in denen ich war, beide Male einen Fensterplatz mit einer herrlichen Aussicht auf den Niesen und den Thunersee. Diese Aussicht, die sich immer wieder wandelte, tat mir so gut und ich konnte mich fast nicht satt sehen - da kam ich zur Ruhe.

Er gibt mir Kraft. Ja, er gab mir immer wieder Kraft um all die Untersuchungen über mich ergehen zu lassen (gefühlt wurde ich tausend Mal gestochen!), Kraft um Aufzustehen und mich all den Therapien hinzugeben, Kraft nicht aufzugeben,... 

Er zeigt mir den richtigen Weg um seines Namens willen. Ein wichtiger und richtiger Weg war die Rehabilitation der Lungenfunktion und des Muskelaufbaus, später aber auch die Rehabilitation meiner Seele - die etwas länger brauchte.

Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes gehe, fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite. Dein Stecken und Stab schützen und trösten mich. Das mit dem nicht fürchten, hat bei mir nicht geklappt! Die Angst war sehr lange allgegenwärtig! Mein einziger Strohalm waren die Worte, die ich  irgendwo tief in meinem Inneren wahrnahm: Dein Leben auf dieser Erde ist noch nicht vorbei, denn ich habe noch grossartiges mit dir vor! Und daran hielt ich mich fest. Ich bin meinem Papa-Gott von Herzen dankbar, dass er über meinem Leben gewacht hat und mich durch liebe Worte von Freunden getröstet hat.

Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Immer wieder durfte ich Gottes Fürsorge und Liebe durch kleine Gesten und Liebeszeichen von ihm mitten im dunklen Tal erleben.

Du nimmst mich als Gast auf und salbst mein Haupt mit Öl. Gott hat mich unter anderem durch diese Todes-Tal-Geschichte neu gesalbt, um den Armen die gute Nachricht zu bringen, um gebrochene Herzen zu heilen, um den Gefangenen die Freiheit zuzurufen, um Trauernde zu trösten und um Klagenden Freude zu bringen - für das schlägt mein Herz.

Deine Güte und Gnade begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich werde für immer im Hause des Herrn wohnen. Amen.

Das Leben hat mich wieder zurück bzw. ich habe das Leben wieder zurück! Ich fühle mich inzwischen sogar besser als vor der Covid-Erkrankung :-) Ich freue mich auf das Grossartige, das Gott für mich vorbereitet hat. Könnte es sein, dass er mich durch das Todestal darauf vorbereitet hat? 


31. Juli 2022: Rückzug

Wenn es einen Weltmeister-Titel für sich-Gedanken-machen geben würde, würde ich mich bewerben, da ich mir immer wieder tausende Gedanken zu was auch immer mache... 

Das Wort Rückzug geistert mir seit ein paar Tagen im Kopf herum und ich habe mir ein paar oder auch mehr Gedanken dazu gemacht.

Nach meiner Spital- und Reha-Zeit, also die letzten sieben Monaten lebte ich auf Rückzug. Ich brauchte diese Monate, um das Geschehene einzuordnen und zu verarbeiten. Zu Hause, im Lädeli und in der Läbesschuel da fühlte ich mich sicher und konnte mich frei bewegen. Ausserhalb dieses "Rahmens" fühlte ich mich unsicher und nicht wohl - es war zu viel für mich. 

Vor zwei Tagen wagte ich den Schritt in die "weite Welt", obwohl es mir etwas mulmig zumute war. Ich entschied mich ein Open-Air Kinoabend zu besuchen. Da ich die meisten Leute kannte, machte das Ganze nicht einfacher. Einerseits bin ich dankbar, wenn mich Freunde nach meinem Befinden fragen, anderseits weiche ich der Frage von Leuten aus, die nicht die ganze Geschichte kennen. Und ich wich an diesem Abend gewissen Leuten aus, damit sie mich ja nicht fragen können, wie es mir geht!

Zuerst wollte ich gestern Abend nicht noch einmal hingehen, da ich den Film schon kannte, aber ich überwand mich trotzdem zu gehen und es war gut. Ich genoss es, nach langer Zeit wieder einmal mit einem ehemaligen Jungscharleiter über unser Ergehen auszutauschen und alle anderen um mich herum auszublenden. Wie gesagt, den Film sah ich zum zweiten Mal und er berührte mich noch einmal, da einiges mit meiner Covid-Geschichte zu tun hatte und ich mich darin wieder fand. Unter anderem haben ganz viele Menschen für einen Jungen um ein Wunder gebetet und das Wunder der Heilung traf ein. Es tauchte aber auch Fragen auf: Warum darf dieser Junge leben und warum muss z.B. eine Mutter sterben? Diese Fragen kamen mir sehr bekannt vor... Wenn ich an meine Krankheitszeit denke, bin ich immer noch berührt, wie viele Menschen für mich im Gebet eingestanden sind. Für mich ist es ein Wunder, dass der freie Fall meiner verschiedensten Werte gestoppt wurde und nicht noch weitere Organe vom Covid-Käfer befallen wurden! Es ist ein himmlisches Geschenk, wie es mir heute geht :-)

Langsam wage ich mich nun wieder aus meinem Schneckenhaus und erweitere meine Komfortzone. Rückzugsmöglichkeiten brauche ich nach wie vor. Ich brauche Menschen um mich herum, aber auch Zeiten nur für mich, damit ich (auf)blühen kann.


28. Juli 2022: Leben

Mein Leben bin ich wieder neu am Entdecken. Ja, ich darf und will leben. Ja, ich darf und will mein Leben geniessen. Ja, ich darf und will Freude am Leben haben. Durch die Covid-Erkrankung, wo es um Leben und Tod ging, war es für mich nicht selbstverständlich dass ich leben darf - ich bangte um mein Leben. Niemand konnte mir sagen, ob ich es überleben würde! Ich hatte Hunger nach dem Leben, aber ich fragte mich auch, ob ich überhaupt leben darf!

Am Pfingstsamstag erwachte ich in der Früh und sah, dass die Sonne am Aufgehen ist. So nahm ich einen Satz aus dem Bett und ging in der Frische des Morgens mit meinem Papa-Gott spazieren. Etwa nach einer Stunde suchte ich mir ein lauschiges Plätzchen im Wald, um die drei Worte Ich will leben laut auszusprechen. Ich brachte die Worte kaum über meine Lippen und Tränen flossen. Warum ist es so schwer, diese Worte zu bekennen? Wilde Gedanken flogen durch meinen Kopf: Warum durfte mein Mueti "nur" 33 Jahre leben? Warum darf ich schon zehn Jahre länger als mein Mueti leben? Warum durfte ich die Covid-Erkrankung überleben, während andere es nicht überlebten? Dass ich leben darf, während andere (zu früh) sterben mussten, finde ich nicht gerecht! Das Leben ist nicht fair! Bin ich willkommen im Leben? Habe ich eine Da-seins-Berechtigung? Habe ich ein Recht auf Leben?

Plötzlich kehrten sich die Gedanken um: Du bist willkommen - du darfst leben - du darfst blühen! Ich bin willkommen - ich darf leben - ich darf blühen, auch wenn ich nicht alles verstehe und verstehen muss. Ich hatte ein schlechtes Gewissen denen gegenüber, die vor mir diese Erde verlassen mussten und ich immer noch hier leben darf!

Gott hat mich gewollt und geschaffen. Er hat mir den Lebensatem eingehaucht und heisst mich auf dieser Welt willkommen. Mein Leben kennt er durch und durch. Er kennt mein Anfang und mein Ende - die Tage meines Lebens sind schon gezählt.

Mein Leben nehme ich als Geschenk an und will es mit anderen teilen - mich verschenken und dort blühen, wo ich gepflanzt bin.


25. Juli 2022: Nachklingen

Neulich hörte ich mir den Livenet-Talk "Mitten im Sturm" mit Melanie & Markus Giger an: https://www.youtube.com/watch?v=r18BoWtk_Nc&t=2s und ihre Ehrlichkeit berührte mein Herz. Das gleichnamige Buch, das mich gut vor einem Jahr ziemlich herausgefordert hat, hat mich schon damals berührt und einiges in mir ausgelöst.

Das Wort NACHKLINGEN aus dem Talk blieb mir besonders hängen.

Während meinem Spital - und Reha-Aufenthalt (6.November - 23. Dezember 2021) war das Interesse an meinem Ergehen sehr gross. Als ich dann einen Tag vor Weihnachten nach Hause durfte, nahm das Interesse rapide ab! Ja, ich war wieder zu Hause, aber das hiess nicht, dass ich wieder gesund war und es mir gut ging. Im Gegenteil: Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, wie sehr meine Seele unter den Strapazen gelitten hat und zum Teil klingt es noch bis heute an. Ich merke immer wieder, dass es mir hilft über das Geschehen offen und ehrlich zu reden, was noch vor ein paar Jahren unmöglich gewesen wäre. 

Meine Situation kam mir vor wie nach einer Beerdigung: Der/die Liebste ist beerdigt worden und für die "Zuschauer" geht das Leben wie gewohnt weiter, aber für die Hinterbliebenen ist die Welt stehen geblieben. Es gilt das Leben neu zu sortieren, neu zu gestalten,... und so fühlte ich mich auch. Nach wie vor bin ich für die Handvoll Menschen dankbar, die mich bis heute begleiten, die mir zuhören, die mich ernst nehmen und die mit mir Beziehung leben.

Gerade durch die letzten zwei Jahren wurden mir die Handvoll Beziehungen wichtig, die auch in meinem Covid-Sturm bestand hielten. Je länger je mehr merke ich, dass ich oberflächliche Beziehungen und Gespräche nicht so mag und mich davon auch distanziere. 

Heute bin ich für meinen Covid-Sturm dankbar, da er einiges zu Tage gebracht hat, was schon lange in mir schlummerte. Wunden, die eine Berührung von Papa-Gott brauchen und da bin ich dran... Mitten im Sturm hatte ich Angst, fühlte mich einsam und die Ungewissheit nagte tief in mir.


22. Juli 2022: Wie geht es dir?

Ja, wie geht es mir?

Für mich ist es ein Wunder, dass es mir nach der schweren Covid-Erkrankung wieder so gut geht. Meinem Körper geht es gut und ich gebe mir Mühe gut zu ihm zu schauen, in dem ich auf gesunde Ernährung achte, spazieren, wandern oder schwimmen gehe und genügend schlafe.

Mit viel Freude gehe ich meine Stunden im Lädeli arbeiten. Ich bin dankbar, dass ich wieder meine drei Nachmittage pro Woche arbeiten darf und kann. Die fünf Monate (November 2021 - März 2022) ohne Lädeli waren nicht einfach. Ich vermisste mein Team, die Arbeit und den Kundenkontakt sehr. Noch jetzt kommen mir die Tränen, wenn ich daran denke.

In den letzten Wochen habe ich mich mit meinen Heilungs-Stationen (1998 - 2022) auseinandergesetzt. Durch den Unfalltod von meinem Mueti vor 31 Jahren hat sich einiges an seelischen Wunden angesammelt, die zum Teil schon Heilung erleben durften und noch Heilung zu gute haben. Da bin ich Mal mehr und Mal weniger dran - gerade so, wie Gott mich führt.

In den vergangenen Monaten habe ich mich immer wieder gefragt, ob Gott wirklich gut ist und es gut mit mir meint. Warum musste ich schon durch manche Krisen (Verlust, Pornosucht, Morbus Basedow, Schuldensanierung, Burnout, Covid-Lungenentzündung) hindurch? Mitten in den Krisen sieht man nicht immer die Güte Gottes und fragt sich: Warum ich? Mir ging es auf jeden Fall so. Aber wenn ich heute auf all die Krisen zurückschaue - erkenne ich Gottes Güte und Treue, aber erst im Nachhinein. Mir tat es gut auf meine Heilungs-Stationen zurückzublicken und das ganze Bild vor Augen zu haben und zu staunen, wie gut doch Gott ist und wie gut er es mit mir meint, auch wenn ich nicht alles verstehe und verstehen muss. Er hat den Überblick über meinem Leben und ist für mein Leben verantwortlich.


20. Juli 2022: Mit Papa-Gott fliegen

Dieses HiMMELSBILD schwirrte mir schon länger im Kopf herum, aber es auf den Keilrahmen zu bringen, dauerte etwas länger.

Die Geschichte dazu fängt noch früher an: Während meiner Spital- und Rehazeit (schwerer Covid-Verlauf) reagierte meine Seele weder auf Lobpreis, Predigten, Bibelverse noch auf irgendetwas Frommes - ich rang einfach mit dem Leben. Nach Weihnachten schenkte mir "mein Vater" genau zum richtigen Zeitpunkt das Buch: Wenn Gott dir schreibt. Tag für Tag lese ich noch heute die Liebesbriefe von meinem Papa-Gott, die mein Herz berühren. Lobpreis - im Sinne von singen und Sonntagspredigten hören, schaffe ich bis heute nicht! Bibelverse klingen langsam wieder an. Hingegen habe ich das Lesen wieder neu entdeckt und verschlinge heilsame Romane in denen es um Zerbruch und Heilung geht, die mein Herz sehr ansprechen und mich ab und zu zum Weinen bringen. 

Mein Motto fürs 2022 lautet: Einfach Kind sein. Seit Monaten spreche ich meinem Herzen laut zu, wie mich mein Papa-Gott sieht. Ich bin seine geliebte Tochter mit allen Facetten die dazugehören, die ich am Buchstabieren bin. 

Was hat es sich jetzt mit dem Bild auf sich? Mein Herz darf in erster Linie einfach sein - sein bei Papa-Gott und sich lieben lassen. Heilung zulassen. Geborgen in Papa-Gott über mein Leben fliegen und meine Wunden von ihm liebevoll und behutsam heilen lassen.


April 2022: Geheilt vom Covid-Käfer

Ein paar Tage vor meinem positiven PCR-Test sagte ich noch zu Gott, dass ich mich nach Ruhe sehne, da die vergangenen Wochen auf der seelischen Ebene sehr intensiv waren. Wie es dann gekommen ist, so habe ich es mir dann doch nicht vorgestellt!

Meine Covid-Käfer-Geschichte fing ende Oktober 2021 mit einem Halskratzen an. Einen Tag später kamen unerträgliche Kopfschmerzen dazu und vor lauter Schmerzen konnte ich am Abend nicht einschlafen. Mitten in der Nacht schrie ich zu Gott und danach schlief ich innert Minuten ein. Am nächsten Morgen waren die Kopfschmerzen fast weg, dafür waren meine Nase und Nebenhöhlen voller Schleim. Es fühlte sich wie eine dolle Erkältung an. Zu der Erkältung gesellte sich Fieber und in den nächsten Tagen entwickelte sich das Ganze zu einer schweren Covid-Lungenentzündung mit blutigem Auswurf!

Auf dem Notfall war die erste Frage, ob ich gegen Corona geimpft sei? Ich habe mich in dem und in weiteren Momenten schuldig gefühlt, weil ich nicht geimpft war und den Ärzten und Pflegerinnen noch mehr Arbeit bereitete. Oft dachte ich, das ist jetzt die Konsequenz des Nicht-Impfen.

Die Bakterien in der Lunge waren dank Gebet und einem Antibiotika relativ schnell besiegt und zuerst sah es so aus, dass ich nach ein paar Tagen wieder nach Hause darf.  Aus diesen paar Tagen wurden zwei Monate, weil der Covid-Käfer weiter in meinem Körper wütete! Leider verschlechterten sich die Sauerstoffsättigung, die Blutgaswerte und sonstige Werte von Tag zu Tag und es ging mit mir bergab statt bergauf. In dem Moment konnte mir niemand sagen in welche Himmelsrichtung es gehen wird  –  ob nach Hause zu meinen Liebsten oder nach Hause zu meinem himmlischen Papa!

Fast die ganze Zeit lag ich mit einer inneren Unruhe und Ungewissheit im Spitalbett und starrte ins Leere. Ich konnte nicht beten, bibellesen oder Lobpreismusik hören – nichts ging und nichts kam in meinem Herzen an. Das Einzige was ich irgendwo in meinem Herzen wahrnahm, waren folgende Worte von meinem himmlischen Papa: “Dein Leben hier auf Erden ist noch nicht vorbei, ich habe noch etwas Grossartiges mit dir vor!” An diesen einen Strohhalm klammerte ich mich und dies war schon alles.

Als es nach fünf Tagen hiess, dass ich in das nächst grössere Spital verlegt werden müsse, weil sie mir hier je nach dem nicht mehr helfen könnten, nahmen mich Angst und Panik gefangen. Als die Pflegerin zu mir sagte, dass ich meine Blumen nicht auf die Intensivstation mitnehmen könnte, bekam ich noch mehr Angst und Panik.

Ganze fünf Stunden lag ich auf dem nächsten Notfall bis die Ärzte wussten, wo sie mich unterbringen wollen! Gott sei Dank landete ich um 2.00 Uhr in der Nacht auf der normalen Covid-Station – was daran auch immer normal war. Dort blieb ich die nächsten neun Tage. Auch da sagten sie mir immer wieder, dass man Tag für Tag nehmen muss und dass ich noch nicht über den Berg sei!

Mit der Zeit fand ich heraus, dass die Pflegerinnen während der Nachtwache etwas mehr Zeit für mich hatten und so sprach ich mit ihnen über meine Angst. Sie versuchten mich zu beruhigen, was ihnen ab und zu gelang. Wenn mich die Angst und Panik packen wollten, hörte ich mir Lieder von einer lieben Freundin auf meinem Handy an. Es waren nicht die Worte, die mich mehr oder weniger beruhigten, nein es war ihre liebevolle und vertraute Stimme, wo mich an ein zu Hause erinnerte und das tat meinem Herzen gut.

Eine Zeit lang ging es mit meiner Gesundheit weder rauf noch runter, die verschiedensten Werte stagnierten und die Ärzte wurden etwas ungeduldig, weil es auch eine Betten-Frage war. Sie wussten nicht so recht, ob sie mich wieder zurück ins andere Spital verlegen oder noch hier behalten wollen! Schlussendlich gingen meine Werte im Schneckentempo rauf und als ich über dem Berg war – ich glaubte es noch länger nicht, hiess es, dass ich wieder zurück ins andere Spital müsse, bis ein Bett in der Rehaklinik frei würde. So durfte ich noch vier weitere Tage allein in einem Zweierzimmer verbringen und einwenig zur Ruhe kommen, bevor ich in die Reha verlegt wurde.

Zwei Frauen von einem Krankentransport kamen mich nach insgesamt drei Wochen Spitalaufenthalt abholen. Die Pflegerin, die während der Fahrt für mich zuständig war, war ein Geschenk des Himmels. Sie erzählte mir die Covid-Geschichte von ihrem Mann und ich merkte, dass mir diese Geschichte sehr bekannt vor kam. Jemand hat mir nämlich diese Geschichte vor ein paar Tagen am Telefon schon erzählt. Wir fanden heraus, dass ich ihren Mann kenne und wir einander auch schon begegnet sind. Sofort sprachen wir einander mit du an und fingen über unseren gemeinsamen Glauben an zu reden. Es tat so gut und wir hätten noch durch die ganze Schweiz fahren können - uns wäre der Gesprächsstoff nicht so schnell ausgegangen.

Die wunderbare Aussicht von meinem Reha-Bett aus tat meinem Herzen so wohl. Ich konnte nicht genug Fotos von den verschiedensten Stimmungen machen. Dieser Monat in der Reha mit verschiedensten Therapien taten vorallem meiner Lunge und meinen Muskeln sehr gut. Am dritten Tag und nach drei Wochen fast nur im Bett liegen, hiess es: 20 Minuten auf dem Hometrainer Velofahren! Die 20 Minuten schaffte ich und ich freute mich auf weitere Trainingseinheiten. Beim Atemtraining fühlte ich mich zuerst wie im Altersturnen, aber mit der Zeit sank der Altersdurchschnitt. Über meine zwei Physiotherapeutinnen war ich sehr dankbar und ich konnte von ihnen und sie von mir einiges lernen. Beim Abschied waren bei uns allen die Tränen zuvorderst. Schliesslich waren wir während einem Monat Tag für Tag miteinander unterwegs.

Mein Herz bzw. meine Psyche kamen im Spital und in der Reha viel zu kurz. Für die gab es keine Therapie. 

Die zwei Monate, die ich von zu Hause weg war, hinterliessen in meinem Herzen ziemliche Spuren. Spuren die Heilung brauchen. Die Angst begegnete mir mit einer Wucht, die ich so nicht kannte. Angst ist zwar schon länger ein Thema in meinem Leben, aber dass mich die Angst so lähmen kann, so die Luft zum Atmen nehmen kann und mich so in Panik versetzen kann, hätte ich nie gedacht. Die Verlustangst war mir bekannt, aber die Angst um mein Leben war noch einmal eine andere Dimension. Dazu kam  die Angst, dass meine drei Kinder so wie ich ohne Mueti weiterleben müssten, falls ich die Covid-Erkrankung nicht überleben würde… Da schwirrten mir tausend Gedanken durch den Kopf.

In diesen zwei Monaten fühlte ich mich oft einsam. Weg von zu Hause, weg von meiner Arbeit, weg von meinen Freunden und die Besucherregeln wegen Corona waren auch nicht hilfreich. Da ich Berührungen mag, vermisste ich es einfach in den Arm genommen zu werden. Die einzigen Berührungen waren, wenn die Pflege etwas an mir herumdokterte oder mir den Rücken mit der Bronchialsalbe einrieb.

Kurz vor Weihnachten durfte ich endlich wieder zu meinen Liebsten. Es dauerte eine Weile bis ich mich zu Hause wieder eingelebt hatte. Die nächsten Monate hatte ich wöchentlich Physio und trainierte fleissig weiter und es hat sich gelohnt: Nach 20 Wochen durfte ich meinen treuen Begleiter, den medizinischen Sauerstoffkonzentrator der Lungenliga wieder abgeben.

Ich bin überzeugt, dass all die Gebete von nah und fern den Sturzflug von meinen verschiedensten Werten zum Stoppen gebracht haben und dass mir mein himmlischer Papa ein zweites Leben geschenkt hat. Es ist ein Geschenk in Gottes Familie eingebetet zu sein und zu wissen, wenn meine Kraft und mein Glaube an einem kleinen Ort sind, dass da Leute sind, die für mich im Gebet kämpfen.

Mein Vertrauen in meinen himmlischen Papa hat es ziemlich durchgeschüttelt. Wenn man tagelang im Bett liegt und mit dem Leben kämpft, kamen doch ein paar Fragen zum Vorschein: Ist Gott wirklich gut? Meint er es wirklich gut mit mir? Wieso musste ich zu den 20% gehören, die einen schweren Covid-Verlauf erleben mussten? Musste ich nicht schon genug Schweres durchmachen? Ich glaube, dass Gott tief in meinem Herzen mein Vertrauen zu ihm bewahrt hat, aber mein Verstand und meine Gefühle sprachen eine andere Sprache als mein Herz.

Der Covid-Käfer konnte Gott sei Dank keine bleibende Spuren in meiner Lunge und in meinem Körper hinterlassen. Heute geht es mir gesundheitlich sogar besser als vor dem positiven PCR-Test. Was mein Herz angeht, da bin ich noch am Sortieren...